Leverkusen Neues Venen-Zentrum im Klinikum

Leverkusen · Bislang suchen die meisten Betroffenen andere Praxen und Kliniken auf. Das städtische Krankenhaus will jetzt mit einem neuen Venen-Kompetenz-Zentrum attraktiver sein. Dieses befindet sich in dem erweiterten Funktionstrakt.

140 Krampfader-Patienten behandelt das Klinikum Leverkusen im Jahr. Zu wenig, findet Andreas Weiß, Prokurist am städtischen Krankenhaus. "Es ist davon auszugehen, dass in der Region etwa 1700 Patienten im Jahr darunter leiden. Offensichtlich lassen sich die meisten aber nicht bei uns, sondern in anderen Praxen oder Kliniken behandeln."

Das will man ändern. Unter der Leitung von Dr. Thomas Lübke, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Leverkusener Klinikum, wurde jetzt ein Venen-Kompetenz-Zentrum gegründet und vom Berufsverband der Phlebologen und der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie zertifiziert. Fünf Ärzte arbeiten in dem Team, alles Gefäßchirurgen, berichtet Lübke. "Wir können alle gängigen Verfahren anbieten und mit dem Krankenhaus im Hintergrund auch Patienten behandeln, die beispielsweise Diabetes oder Herzerkrankungen haben und deshalb bei anderen Praxen abgewiesen werden."

Die Station, auf der die Patienten nach dem Eingriff bei Bedarf ein bis zwei Tage bleiben können, ist am 4. Oktober in Betrieb gegangen. Die Doppelzimmer befinden sich im neu aufgestockten Funktionstrakt des Klinikums, der künftig ein Zentrum für ambulante Operationen beinhalten soll.

"Die erste OP wird dort voraussichtlich im März oder April 2017 durchgeführt", sagt Weiß, der den Geschäftsbereich Controlling, Finanzen und Qualitätsmanagement leitet. Auch wenn die auf das Hauptgebäude aufgesetzten drei Etagen von außen schon fertig aussähen, müssten sie noch eingerichtet werden, insbesondere die drei Operationssäle. Darüber hinaus werden auf den neuen Stockwerken die Neurologie, die Allgemeine und Innere Medizin sowie die Physiotherapie untergebracht. Rund 15 Millionen Euro kostet der Ausbau insgesamt.

 Prokurist Andreas Weiß und Gefäßchirurg Thomas Lübke vor dem aufgestockten Funktionstrakt. Darin befindet sich das Venenzentrum.

Prokurist Andreas Weiß und Gefäßchirurg Thomas Lübke vor dem aufgestockten Funktionstrakt. Darin befindet sich das Venenzentrum.

Foto: Ralph Matzerath

In der Gefäßchirurgie will Lübke die Zahl der behandelten Krampfaderpatienten in den nächsten ein, zwei Jahren verdoppeln. "Wir haben jetzt einen Marktanteil an den Behandlungen von etwa zehn Prozent. 20 Prozent sollten machbar sein", sagt der Venenspezialist. Schließlich seien Krampfadern ein weit verbreitetes Problem. "90 Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Venenerkrankungen", berichtet Lübke. Bei 30 bis 50 Prozent von ihnen bildeten sich so starke Krampfadern heraus, dass sie operativ behandelt werden müssten. Wobei dies nicht geschlechtsspezifisch sei. "Jede fünfte Frau und jeder sechste Mann leidet unter Krampfadern", sagt der Mediziner. Los gehe es meist im Alter von 30 bis 40 Jahren.

 Schwerwiegende Erkrankungen wie offene Beine lassen sich vermeiden, wenn Krampfadern rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. Heute lassen sie sich schon durch ambulante Eingriffe entfernen.

Schwerwiegende Erkrankungen wie offene Beine lassen sich vermeiden, wenn Krampfadern rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. Heute lassen sie sich schon durch ambulante Eingriffe entfernen.

Foto: dpa (Archiv)

Und dabei handele es sich nicht um ein kosmetisches Problem. "Wenn sich die Venen - erblich bedingt - durch langes Sitzen oder Stehen erweitern, könnten die Venenklappen nicht mehr richtig schließen", erklärt Lübke. Die Folge: "Das Blut fließt nicht mehr nur Richtung Herzen, sondern staut sich auch Richtung Fuß zurück, so dass die Beine anschwellen und es zu Wassereinlagerungen kommt, schlimmstenfalls sogar zu einem offenen Bein." Besenreißer an den Beinen an den Beinen seien erste Alarmzeichen. "Sie können darauf hindeuten, dass es auch Probleme an den tiefer gelegenen Venen gibt."

Kompressionsstrümpfe und Physiotherapie helfen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder zu stoppen. In fortgeschrittenem Stadium helfe aber nur eine Operation. In der Regel könnten die Patienten danach sofort nach Hause. "Früher war es üblich, nach der OP fünf bis sechs Tage im Krankenhaus zu bleiben." Doch die Techniken hätten sich weiterentwickelt. "Heute sind es minimalinvasive Eingriffe, die die Patienten nur wenig belasten, selbst wenn wir die ganze Krampfader entfernen." Angst, dass dann das Blut nicht mehr richtig fließen könne, sei unbegründet. "Ist eine Vene weg, übernehmen die anderen ihre Funktion mit."

(sug)
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