15 Mio. Kosten, zwei Jahre Bauzeit: Neue Verkehrszentrale in Leverkusen NRW-Autobahnen auf 100 Monitoren im Blick
Leverkusen · Die neue Verkehrszentrale an der Bonner Straße ist offiziell eröffnet. 21 Operatoren überwachen Verkehrsfluss und Staus. Und steuern gegen.
Im Beruf von Oliver Fertala kann der Stresslevel von dem einen auf den anderen Moment rapide ansteigen. Eine Unachtsamkeit eines Fahrers kann schnell eine Autobahn-Hauptader im Berufsverkehr gänzlich verstopfen. Für Fertala bedeutet das: zusätzliche Spuren öffnen, Warnungen schalten, Umleitungen ausschildern und das Chaos in Grenzen halten. Der Autobahn-Operator schaltet all dies für ganz NRW aus der Verkehrszentrale in Leverkusen. Dort wurde jetzt das neue Schaltzentrum eingeweiht.
Im Dezember 2019 hatten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der heutige NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst – damals noch für den Verkehr zuständig – den Grundstein für den 15 Millionen Euro teuren Neubau an der Bonner Straße gelegt. Mit der Summe aus Bundesmitteln und rund zwei Jahren Bauzeit lag die neue Zentrale nahezu perfekt im Zeit- und Finanzplan. Sie gehört zur Niederlassung Rheinland der im Januar gegründeten Autobahn GmbH des Bundes.
NRW-Staatssekretär Hendrik Schulte aus dem Landesverkehrsministerium sagte: „Es macht mich wirklich stolz, hier zu stehen.“ In einem Bundesland, das durch den Pendlerverkehr geprägt sei und in dem sich lokaler mit Fernverkehr vermische, habe eine solch leistungsfähige Verkehrszentrale eine hohe Bedeutung. „Sie reduziert Staus. Sie steigert die Verkehrssicherheit. Und sie reduziert die durch den Verkehr verursachte Umweltbelastung“, bekräftigte er. Ministerialdirigent Gerhard Rühmkorf (Bundesverkehrsministerium) rechtfertigte die Kosten. Schließlich bedeute ein hohes Verkehrsaufkommen oft nur den Bau weiterer Straßen. Mit der Investition in die Verkehrszentrale Leverkusen sei das umgangen. „Die Operatoren sitzen hier quasi wie die Spinne im Netz“, sagte er. „Wenn wir damit nur einige Staukilometer verhindern und auf Stauenden hinweisen können, bin ich überzeugt davon, dass man mit diesen 15 Millionen Euro für den Verkehr relativ viel mit einem relativ geringen Mitteleinsatz erreicht hat.“
Seit etwa vier Wochen haben Operator Oliver Fertala und seine Kollegen ihre neue Basis bezogen. Das Interieur wirkt modern, die Lichtstimmung angenehm. Fertala berichtete, noch vor kurzem hatte das Team nur rund ein Achtel des jetzigen Platzes. Nun können in einer Schicht statt fünf Operatoren acht das Geschehen auf den Autobahnen überwachen – und gegebenenfalls eingreifen. Insgesamt sind es 21 Operatoren (darunter eine Frau), die sich auf drei Schichten aufteilen. Der Komplex an der Bonner Straße bietet Platz für 120 Arbeitskräfte, 109 sind derzeit tätig. Laut Leiterin Anja Estel soll weiteres Personal eingestellt werden.
Sie berichtete, ein oder zwei echte neuralgische Punkte gebe es auf den Autobahnen in NRW nicht. Sie könne im Grunde fast jede Stelle nennen: „Da gibt es unheimlich viele.“ Dass Autofahrer gefühlt von einer Baustelle in die nächste fahren, hängt mit den Instandhaltungen zusammen, beteuerte Stephan Krenz. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Autobahn GmbH betonte: „Wir müssen sehr viel bauen. Das Netz braucht sehr viel Instandhaltung.“ Seit 2016 investiere die Landesregierung 60 Prozent mehr Aufwendungen in den Ausbau und den Erhalt der Fernstraßen, sagte Schulte.