Leverkusen Neue Jobs für behinderte Menschen

Leverkusen · Die Lebenshilfe-Werkstätten vermitteln Menschen mit Handicap in die reale Berufswelt. In Leverkusen arbeitet etwa der sehbeeinträchtigte Philipp Nasser im Seniorenheim. Weitere Arbeitgeber werden gesucht.

 Im Bistro Reuschenberg trafen sich behinderte Mitarbeiter und deren Arbeitgeber, um sich über ihre Kooperation auszutauschen.

Im Bistro Reuschenberg trafen sich behinderte Mitarbeiter und deren Arbeitgeber, um sich über ihre Kooperation auszutauschen.

Foto: UM

Wenn Philipp Nasser seine Aufgaben in der Küche und der Wäscherei sowie die Botengänge in der Stadt erledigt hat, widmet er sich der "Wohlfühlarbeit" für die Bewohner des Seniorenheims "Hertha von Diergardt". Dazu gehören Spaziergänge, Gespräche und sogar Arm-Massagen.

Philipp ist kein gewöhnlicher Mitarbeiter des evangelischen Heims in Alkenrath – der 23-Jährige mit Sehbehinderung ist Beschäftigter der Lebenshilfe-Werkstätten Leverkusen/Rhein-Berg gGmbH und hat mit seiner Tätigkeit im Altersheim einen der derzeit sieben betriebsintegrierten Arbeitsplätze. Das bedeutet, dass Werkstatt-Mitglieder an sogenannten "ausgelagerten Arbeitsplätzen" in Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen "des allgemeinen Arbeitsmarkts arbeiten", erklärte Harald Mohr, Geschäftsführer von Integral, einer Tochtergesellschaft der Werkstätten. Integral betreibt das Bistro im Tierpark Reuschenberg, in dem sich am Samstagvormittag Unternehmer und Mitarbeiter trafen, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

"Ich möchte dort alt werden"

Auch Philipp Nassers Chef Michael Corts war dabei: "Der erste Kontakt zu Philipp entstand durch ein Praktikum, das er gemacht hat, als er noch zur Schule für Sehbehinderte gegangen ist", erzählte der Heimleiter, der mittlerweile froh ist, den jungen Mann zu haben: "Er ist ein Multitalent, an vielen Dingen interessiert." Es gebe natürlich Bereiche, die für ihn nicht geeignet seien, "aber Philipp ist clever und sagt immer: Lasst mich doch das und das mal ausprobieren." Der 23-Jährige arbeitet seit zwei Jahren im Alkenrather Seniorenheim. "Ich bin dort vier Tage die Woche jeweils acht Stunden lang, freitags arbeite ich in der Werkstatt."

Ebenfalls in einem Altenheim beschäftigt ist Waldemar Maschuhn – allerdings im Bereich Haustechnik des CBT-Wohnhauses Margaretenhöhe in Bergisch Gladbach.

Haustechnik-Leiter Frank Blumberg hatte zuerst Bedenken, ob die Zusammenarbeit mit dem 54-Jährigen klappen würde, war nach kurzer Zeit aber positiv überrascht: "Er ist eine unheimliche Entlastung für uns." Maschuhn selbst ist glücklich an seiner Arbeitsstätte. "Ich möchte dort alt werden. Mir gefällt sehr, dass ich mit Herrn Blumberg auch über private Probleme sprechen kann." Dieser betonte: "Wir pflegen ein offenes Verhältnis zueinander."

Integral-Geschäftsführer Harald Mohr hatte die behinderten Mitarbeiter zu Beginn gelobt: "Sich darauf einzulassen, erfordert Mut, denn die Welt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sieht anders aus als die in den Werkstätten." Die Tätigkeit stärke das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen, "und ich weiß, dass viele zu Recht stolz auf ihre Arbeit sind".

Weitere Unternehmen gesucht

Damit noch mehr Menschen mit Behinderung diese Erfahrung machen können, suchen die Lebenshilfe-Werkstätten noch weitere Unternehmen, die betriebsintegrierte Arbeitsplätze anbieten. Interessierte wenden sich an Judith Kindler.

Kontakt Tel. 0214 86811 139 oder per E-Mail an judith.kindler@wfbm-lev.de.

(jube)
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