Amtsgericht Neffe als Schleuser? Gericht spricht Serben frei

Leverkusen · Vier Personen auf der Rückbank. Polizei setzt Familie an der Grenze fest. Tatvorwurf gegen 32-Jährigen nicht haltbar. Prozess vor dem Amtsgericht in Opladen endet mit einem Freispruch.

 Mit einem Freispruch endete der Prozess vor dem Amtsgericht gegen einen Serben aus Leverkusen.

Mit einem Freispruch endete der Prozess vor dem Amtsgericht gegen einen Serben aus Leverkusen.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Ein Asylbewerber aus Leverkusen musste sich jetzt vor dem Amtsgericht verantworten. Ihm wird der Versuch vorgeworfen, eine serbische Familie mit zwei Kindern illegal nach Deutschland einzuschleusen. Der 32-Jährige – er ist selbst Serbe – wehrte sich gegen die Anschuldigung. Er habe von möglichen Plänen seiner Passagiere nichts gewusst.

Laut Anklage war die Gruppe am 13. März 2019 in einem Pkw an der deutsch-österreichischen Grenze aufgefallen, da vier Personen auf dem Rücksitz transportiert wurden. Bei der Kontrolle habe sich herausgestellt, dass der Familie aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern bereits tagszuvor die Einreise verweigert worden war. Daher gingen die Beamten von einem Versuch aus, die serbischen Landsleute einzuschmuggeln. Der Angeklagte, der den Wagen fuhr, rechtfertigte sich ausführlich. Demnach habe es sich bei einer der Personen um seinen Onkel gehandelt. Der habe ihm berichtet, er wolle ihn in Deutschland besuchen, sei jedoch an der Grenze wegen zu wenig Bargeld aufgehalten worden.

So habe sich der 32-Jährige mit einem Freund auf den Weg gemacht, um ihn einzusammeln. Dass dieser seine neue Frau und deren zwei Kinder dabei haben würde, davon habe er nichts gewusst. „Die können überhaupt kein Deutsch, können sich nicht verständigen“, gab er an.

Um den Grenzübertritt schließlich möglich zu machen, habe er insgesamt rund 700 Euro dabei gehabt. Und weil aber nicht genug Platz im Auto vorhanden war, musste sich die Familie für kurze Zeit auf den Rücksitz zwängen. Das, so stellte sich später heraus, hatte die Polizei auf den Plan gerufen, erschien ihnen dieses Bild doch verdächtig.

Eigentlich, erzählte der Mann, hätte sich die Reisegruppe kurz nach Grenzübertritt auf das Auto und den Zug aufteilen wollen. „Aber da haben sie uns dann eingesperrt“, berichtete er.

Eine Beamtin aus Passau, die eines der Familienmitglieder befragte, sagte  aus. Sie erinnere sich an das Verhör, weil der Familienvater ihr gegenüber widersprüchliche Angaben machte. Er habe sein Führungszeugnis dabei gehabt, und zunächst behauptet, er sei auf der Suche nach Arbeit, sich einen Tag später allerdings revidiert und angegeben, er habe das Dokument aus Versehen eingepackt. Laut der 35-Jährigen habe die Familie bereits 2016 versucht, Asyl für einen Arbeitsaufenthalt zu erhalten.

Von den Plänen des Onkels habe dessen Neffe, so urteilte das Gericht, jedoch offenbar nichts gewusst. Der Vorwurf gegen ihn ließ sich nicht halten. „Das war Ihnen so in keinster Weise nachzuweisen“, betonte der Richter – und sprach den Mann auf Antrag von Staatsanwaltschaft und Verteidigung frei.

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