Leverkusen National Express drohen Strafen in Millionenhöhe

Leverkusen · Frank Gröger kennt sich aus auf der Strecke zwischen Opladen und Wuppertal. Er pendele regelmäßig, mit der Bahn. Und da mache er oft schlechte Erfahrungen. "Teils erhebliche Verspätungen sind an der Tagesordnung", berichtet er. Als Beleg hat er Screenshots seine Bahn-App: Spitzenreiter der letzten Tage ist ein RE 7 mit 77 Minuten Verspätung. Zudem, berichtet Gröger, setzte des Betreiber, National Express, ältere, für Fahrgäste mit Kinderwagen schwer zu besteigende Züge ein; teils kämen nur "halbe" Züge an, so dass "frustrierte Personen am Bahnsteig" zurückbleiben, weil sie nicht hineinpassen.

Auf Nachfrage räumte ein Sprecher von National Express ein, dass es zuletzt häufiger zu Verspätungen gekommen sei, aber nicht immer treffe das Unternehmen die Schuld. So bestätigte die Polizei etwa den Suizid einer Person auf Leverkusener Gebiet im Bereich der Bahngleise. Auch in Solingen kam es durch eine verletzte Person zu einer Sperrung. Es sei auch richtig, dass nicht immer die vorgesehenen blau-weißen Züge (Talent 2) eingesetzt werden. Zwar seien 35 bestellten Fahrzeuge ausgeliefert, es stünden aber nicht alle zur Verfügung. Daher sei ein Ersatzzug im Einsatz, auch habe man weitere Wagen gemietet. Wegen des Ausfalls von zwei "defekten Fahrzeugen verkehren einige Umläufe derzeit nicht mit der gewohnten Sitzplatzkapazität", sagt National Express. Dies soll "so schnell wie möglich" abgestellt werden.

Seit der Übernahme von RE7 und RB48 durch die Briten im Dezember gab es häufig Beschwerden über Verspätungen und andere Missstände. So lautet denn auch Grögers aktuelles Fazit: "National Express scheint der Aufgabe, öffentlichen Personen-Nahverkehr zuverlässig zu verrichten, nicht gewachsen zu sein. Ich frage mich, wann endlich eingegriffen wird, damit diese Gesellschaft ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt." Diesbezüglich laufen im Hintergrund Gespräche. Das berichtet Holger Klein von der Nahverkehr Rheinland GmbH, die für Planung, Organisation und Ausgestaltung des Schienenpersonennahverkehrs in der Region zuständig ist.

Vor allem die ersten Wochen nach dem Start seien von Ausfällen, Verspätungen, dem Einsatz von Kurzzügen geprägt gewesen. Mittlerweile habe sich der Betrieb stabilisiert, National Express sei willens, Ver- und Nachbesserungsmöglichkeiten zu suchen und umzusetzen. "Insgesamt ist aber noch deutlich Luft nach oben", sagt Klein.

Er bestätigte: Es habe in den vergangenen Tagen erneut viele Teilausfälle gegeben, Züge seien ohne die geforderte Kapazität eingesetzt worden. Eine Stellungnahme von National Express und kurzfristige Verbesserung seien eingefordert. Aber auch Klein merkt an, dass nicht alle Verspätungen im "unmittelbaren Einflussbereich des Betreibers" liegen. Dazu hätten jüngst Bauarbeiten beigetragen, und der RE 7 sei wegen des langen Linienverlaufs anfällig für Verspätungen.

Auf National Express werden wohl hohe Vertragsstrafen zukommen. Diese würden bei jeder Nichteinhaltung der im Verkehrsvertrag festgelegten Leistungen fällig. Klein: "Das heißt für jede Unpünktlichkeit oder Minderkapazität muss NX (National Express) an die Aufgabenträger Gelder zahlen." Eine mögliche Höhe nannte er nicht. Allerdings könne sie durchaus im siebenstelligen Bereich liegen. Für Schwierigkeiten nach dem Start des "Kölner Dieselnetzes", zu dem ein halbes Dutzend Linien zählen, wurden damals Strafzahlungen von elf Mio Euro fällig. Anlässe für eine fristlose Kündigung des Vertrages mit National Express, wie von Politikern ins Gespräch gebracht, lägen aus Sicht von Nahverkehr Rheinland noch nicht vor.

(RP)
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