Nach der Flut: Leverkusen im Ausnahmezustand Bagger räumt im Wiembachviertel auf

Leverkusen-Opladen · Aus Baden-Württemberg kommt Hilfe für das von Hochwasser gezeichnete Viertel. Von dort wird auch Kritik an Stadt und Wupperverband laut.

 Der Bagger arbeitet sich seit Montagmorgen durch die Straßen zwischen Bielertkirche und Wiembachallee.

Der Bagger arbeitet sich seit Montagmorgen durch die Straßen zwischen Bielertkirche und Wiembachallee.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wie ein gefräßiges Ungeheuer greift sich der Bagger den Unrat von den Straßen im Wiembachviertel. Helfer schauen zu, wie der in kurzer Zeit zu Müll gewordene Hausrat in große Container geladen wird. Die Kleinteile fegen Anwohner und Helfer mit Schaufel und Rechen zusammen. Die Laune unter ihnen reicht von Aufbruchsstimmung bis hin zur Wut.

Ein Helfer berichtet, er war kurz vor dem Eintreffen der Wassermassen bei befreundeten Anwohnern im Keller. Dort versuchte er zu retten, was zu retten war. Dass eine weitere Welle auf dem Weg war, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. Das verärgert den Mann enorm. „Ich kann froh sein, dass ich da rausgekommen bin. Keiner hat uns vorgewarnt“, betont er.

Dafür macht er den Wupperverband und die Stadt verantwortlich. Das Krisenmanagement der dortigen Verantwortlichen empfindet der 68-Jährige als „mangelhaft“, wie er sagt. Auch an der Feuerwehr ließ er kein gutes Haar. Er erzählt, die Kräfte seien zwar kurzzeitig für eine Bestandsaufnahme durch das Wohngebiet gegangen, „gemacht haben die aber nichts“. Lob erfahren von ihm ausschließlich Soldaten der Bundeswehr, die tatkräftig Müll aus den Häusern schafften.

 Die Bielerthalle an der Wiembachallee – hier trainieren etwa die Handballer des TuS 82 –  ist wegen der Hochwasserfolgen gesperrt. Das Training fällt aus.

Die Bielerthalle an der Wiembachallee – hier trainieren etwa die Handballer des TuS 82 –  ist wegen der Hochwasserfolgen gesperrt. Das Training fällt aus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Während des Gesprächs gräbt die Schaufel sich abermals in die Berge von Sperrmüll. Ein ums andere Mal fallen die Sachen mit lautem Knall in den Container, der 36 Kubikmeter fasst. Die Behälter, sobald voll, werden laufend ausgetauscht und auf dem Gelände der Avea entleert. Dafür verantwortlich ist eine Firma aus Biberach in Baden-Württemberg. Einer der Fahrer erzählt, die Männer setzten sich am Sonntagabend hinter die Steuer, fuhren die Nacht nahezu durch. Wie lange sie in Leverkusen bleiben, wissen sie nicht. Untergebracht sind sie in einem Hotel. „Wir fangen jetzt an, und schauen, dass wir die Masse ein wenig wegkriegen“, sagt einer der Arbeiter, „ich glaube, über das Ausmaß haben die Leute hier selbst noch keinen Überblick.“

Neben Anwohnern und Helfern mit angespannten Nerven und kaum oder keinem Strom, gibt es diejenigen, die das Beste aus der Situation machen. Monika wollte eigentlich Ende des Jahres in ihr Elternhaus in dem Opladener Viertel ziehen. Aus diesem Wunsch wird nun erst einmal nichts. Aber sie ist dennoch guten Mutes: „Es gibt Leute, die hat es viel schlimmer getroffen“, betont sie, „das Haus steht noch. Und irgendwann werden wir hier einziehen können.“ Strom hat sie noch nicht. Dafür müssen wohl neue Leitungen gelegt werden.

Mit den Maßnahmen der Stadt ist die 66-Jährige weitestgehend zufrieden. Die Verantwortlichsten täten sicher ihr Bestes. „Die können sich ja nicht teilen“, bekräftigt sie. Und: Darüber hinaus helfen sich die Nachbarn mit viel Engagement untereinander.

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