Explosion im Chempark Leverkusen Störfallexperte untersucht Sicherheitsmanagement in Bürrig

Leverkusen · Ein unabhängiges Gutachterteam um Störfallexperten Christian Jochum soll das Sicherheitsmanagementsystem in der Chempark-Verbrennungsanlage analysieren. Das spiele für eine künftige Wiederaufnahme des Betriebs, der seit dem Explosionsunglück im Juli geschlossen ist, eine wichtige Rolle, sagt die Bezirksregierung. Köln.

 Ein verheerendes Bild bot sich den Einsatzkräften nach der Explosion. Die Aufräumarbeiten dauerten über Monate an, die Untersuchungen zu dem Vorfall laufen noch.

Ein verheerendes Bild bot sich den Einsatzkräften nach der Explosion. Die Aufräumarbeiten dauerten über Monate an, die Untersuchungen zu dem Vorfall laufen noch.

Foto: Currenta

Von Ludmilla Hauser
Der dritte Zwischenbericht des Sachverständigen zur Explosion im Chempark-Entsorgungszentrum, ist da. Die Bezirksregierung Köln hatte die Untersuchung des Unglücks, das am 27. Juli sieben Menschenleben forderte, in die Wege geleitet.  „Der dritte Zwischenbericht umfasst im Wesentlichen weitere Informationen zur Anlagentechnik und ergänzende Erkenntnisse aus den laufenden Untersuchungen“, meldet die Bezirksregierung.

Und weiter: „Es wird bestätigt, dass die Lagerung eines flüssigen Abfallstoffes oberhalb der Selbsterwärmungstemperatur als technische Ursache für eine sich selbst beschleunigende Reaktion mit dem daraus resultierenden weiteren Temperatur- und Druckanstieg und einem nachfolgenden Behälterzerknall anzusehen ist.“

Mittlerweile ist klar, dass „ein temperaturempfindlicher, zur Zersetzung neigender Abfall aus Dänemark zweimal bei der Sondermüllverbrennungsanlage Leverkusen zur Verbrennung angeliefert wurde“. Bei der ersten Lieferung sei der Abfall ohne Probleme über eine Sonderleitung – also ohne Zwischenstopp  in einem fest installierten Tank –  in die Verbrennung gegeben worden.

Bei der zweiten Anlieferung wurde der Abfall im Tank Nummer 3 des Tanklagers zwischengelagert. Dort „kam es zu einer Erwärmung des Abfalls. Die dadurch ausgelöste thermische Zersetzung konnte nicht mehr gestoppt werden“, sagt der Sachverständige. Immer noch geklärt werden muss, warum es überhaupt zu der Erwärmung kam. Dazu würden auch die organisatorischen Abläufe und das Sicherheitsmanagement bei der Behandlung von Abfällen in der Leverkusener Anlage und die Stoffeigenschaften und Deklaration des Abfalls durch den Erzeuger überprüft. „Diese Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

Sie sind aber wichtig für die Wiederaufnahme des Betriebes der Anlage. Denn: „Ein funktionierendes Sicherheitsmanagementsystem ist ebenso wie die technische Integrität der betroffenen Anlagen die Voraussetzung für deren künftige Wiederinbetriebnahme“, heißt es aus Köln. Die Bezirksregierung entscheidet, ob wann und wie die Anlage wieder angefahren werden darf.

Zur Ursachenaufklärung und zur Bewertung der von Currenta eingeleiteten Maßnahmen hat der  Chemparkbetreiber  – auf Anordnung der Bezirksregierung – unabhängige Sachverständige beauftragt. Nun soll noch in diesem Monat ein zweites Expertenteam seine Arbeit aufnehmen: Professor Christian Jochum, langjähriger Vorsitzender der Kommission für Anlagensicherheit und laut Currenta renommierter Störfallexperte, und Kollegen werden eine übergreifende Prüfung des Sicherheitsmanagementsystems in Bürrig vornehmen.

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