Explosion im Chempark Schmerzhafte Zäsur in der Stadtgeschichte

Leverkusen · Bewegende Worte des Abschieds waren Samstag im Neulandpark zu hören. Die Stadt organisierte eine Gedenkfeier für die Opfer der Chempark-Explosion.

 Unter anderem sprach auch Frank Hyldmar von der Currenta-Geschäfstführung und versprach umfassende Aufklärung des Unglücks.

Unter anderem sprach auch Frank Hyldmar von der Currenta-Geschäfstführung und versprach umfassende Aufklärung des Unglücks.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mit einer Gedenkfeier im Neulandpark hat die Stadt am Samstag an die Opfer erinnert, die am 27. Juli um 9.42 Uhr bei der Explosion im Chempark ihr Leben verloren haben. In der Trauer waren alle vereint: Hinterbliebene, Betroffene, Helfer, Vertreter von Kirchen, Verwaltung, Politik und Industrie.

Vor etwa 200 Teilnehmern bezeichnete Oberbürgermeister Uwe Richrath das Ereignis als „tiefe und schmerzhafte Zäsur in unserer Stadtgeschichte“. Man sei es den Opfern und Angehörigen schuldig, die Ursachen der Explosion schnell zu ermitteln und Konsequenzen für die Sicherheit der Menschen im Werk und in der Stadt zu ziehen. Er sei sicher, dass sich sowohl die Betreiberfirma Currenta als auch die Ermittlungs- und Aufsichtsbehörden ihrer Verantwortung sehr bewusst seien.

Bestätigung kam umgehend von Frank Hyldmar, Geschäftsführer bei Currenta. Er sagte: „Noch gibt es viele offene Fragen. Was war der Auslöser dieses schrecklichen Unglücks? Ich versichere Ihnen, dass wir die Arbeit der Behörden umfassend unterstützen, um Ihnen diese Antworten geben zu können.“ Nicht zuletzt gehe es auch darum, verloren gegangenes Vertrauen in der Bevölkerung zurückzuerlangen. Stadtdechant Heinz-Peter Teller in seiner Eigenschaft als Vorsitzender im „Rat der Religionen“ hatte die vom Bläserquartett des Bayer-Blasorchesters musikalisch umrahmte Feier eröffnet.

Auf der mit Trauergestecken dekorierten Bühne der Sparkassen-Arena wollten die verschiedenen Religionen und Religionsgemeinschaften mit ihren Gebeten dazu beitragen, soweit wie möglich Trost zu spenden. Während ein Imam vom Rat der islamischen Gemeinschaften seinen Bittgesang auf Arabisch erklingen ließ, konnten viele Angehörige ihre Tränen nicht zurückhalten. Ein etwa zehnjähriger Junge hielt unterdessen still das Bild eines Verwandten in seinen Händen.

„Jede Seele wird den Tod in dieser Welt auf verschiedene Art erfahren. Aber die Belohnung erhalten wir am Tag der Auferstehung. Das irdische Leben ist nichts anderes als trügerischer Genuss“, lautete in etwa die deutsche Übersetzung. Besonders ermutigende Worte fand Marion GenRai Lukas, die Leverkusener Zen-Buddhistische Nonne und Vorsitzende des Vereins Zaltho Sangha, die von Claude AnShin Thomas, einem Zen-Buddhistischen Mönch aus Amerika begleitet wurde. Mit dem Satz „Alles, absolut alles, was entsteht, wird vergehen“, erinnerte sie speziell an die Kostbarkeit jeden Augenblicks und daran, dass jeder Tag ein Geschenk, das Leben aber vergänglich ist.

Reinhold Braun, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, wiederum informierte über die Leverkusener Geschichte als Standort chemischer Industrie. Nach etwa zehn Minuten schloss er mit dem Fazit: „Die Bevölkerung der heutigen Stadt Leverkusen hat seit rund 150 Jahren mit den Gefahren der Chemieindustrie gelebt, bewusst in Kauf genommen, aber auch schon früh versucht sich dagegen zu wehren.“

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