Leverkusen/Köln Nach dem Grillen nahm das Drama seinen Lauf

Leverkusen/Köln · Im Prozess gegen einen mutmaßlichen Muttermördermachte sich das Gericht ein Bild vom Familienumfeld.

Im Sommer vergangenen Jahres wurde die Familie vom Schicksal erreilt, als erst der Vater nach längerer schwerer Krankheit starb, und nicht einmal vier Wochen später der Sohn die Mutter mutmaßlich erdrosselt hat. Nun versuchte die 5. Große Strafkammer des Kölner Landgerichts im laufenden Prozess herauszufinden, wie die Tat des Sohnes juristisch zu beurteilen ist.

Zwei gute Bekannte der Familie und ein Nachbar schilderten am dritten Prozesstag ihre Eindrücke und zeichneten dabei durchweg ein Bild von der Verwandtschaft, in der die vier Personen alle ihren eigenen Weg gingen. Zuletzt lebten nur noch der Mann und die Frau im gemeinsamen Haus - der Ende Mai verstorbene Mann hatte sich ein Zimmer im Keller eingerichtet, die Frau wohnte im ersten Stock, das sie in den letzten Jahren vor ihrem gewaltsamen Ableben praktisch nicht mehr verlassen konnte.

Nach dem Tod des Vaters waren zwar der Angeklagte und dessen Bruder wieder im Haus, aber nur, um einige Dinge noch zu regeln. Der eine hatte längst eine eigene Wohnung in Leverkusen, der andere war nach Argentinien ausgewandert und besuchte einmal im Jahr Leverkusen. Nicht einmal die beiden Brüder "waren sich grün", so die Aussage eines Zeugen. Die durch die mutmaßliche Tat des einen Bruders zu Tode gekommene Mutter wird nicht gerade als eine liebenswerte Frau beschrieben. Sie war schwer krank und nach Aussage einer Zeugin eine schwierige Person. Besondere Probleme hatte sie offenbar mit dem Pflegedienst. Aussage eines Freundes der Familie: "Sie hat bestimmt an die zwanzig Pflegekräfte vergrault." Diese wurden angeblich auch mit schweren Beleidigungen traktiert, weil sie ihre Arbeit nicht zur Zufriedenheit ausführten.

Am Abend vor dem Drama hatten sich noch einige Bekannte im Garten zusammengefunden, um das schöne Wetter zum Grillen zu nutzen. Dabei wurde auch Alkohol getrunken. Allerdings wohl nicht so viel, dass der Angeklagte so berauscht gewesen sein muss, dass er nicht mehr wusste, was er in der Nacht tat. Zunächst musste die Grill-Gemeinde - als ein Unwetter aufkam - schnell abbauen.

Dann erst nahm das tragische Geschehen seinen Lauf: Was bislang noch nicht in der Einlassung des Angeklagten beschrieben wurde, waren Hinweise, dass er gegen halb vier Uhr morgens zu seinem Bruder, der im Keller schlief, kam und ihm erzählte, dass er die Mutter getötet habe: "Du kannst die Polizei rufen." Die kam dann auch schnell, sicherte die Spuren, verhörte auch die Bekannten, die kurz zuvor nach einen ganz normalen Grillabend erlebt hatten.

Der Prozess wird nach den Ostertagen fortgesetzt.

(sg-)
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