Leverkusen Musikerlegenden bei den Jazztagen

Leverkusen · Bei den Leverkusener Jazztagen begeisterten zwei Stammgäste das Publikum im vollbesetzten Forum.

 Stanley Clarke am Bass (r.) faszinierte die Zuschauer mit seinem rasanten Saitenspiel. Zu Beginn des Konzerts bewies er außerdem, dass er improvisieren kann.

Stanley Clarke am Bass (r.) faszinierte die Zuschauer mit seinem rasanten Saitenspiel. Zu Beginn des Konzerts bewies er außerdem, dass er improvisieren kann.

Foto: Uwe Miserius

Stanley Clarke, 65-jährige Bass-Legende, hatte wohl einen Clown zum Frühstück verspeist: "Ich bin 100 Jahre alt, und ich heiße Louis Armstrong." In allen Jazzmusikern, so erklärte der Guru aller E-Bass-Rockjazzer den Besuchern der Leverkusener Jazztage im Forum, seien Spuren zu finden von den ganz großen alten Pionieren des Jazz. Da hätte Al Di Meola, der zweite Jazz-Gigant an diesem Abend, sicher zugestimmt.

Zunächst zeigten jüngere Musiker der Band "Filou", die im vergangenen Jahr den "future sounds"-Wettbewerb gewonnen hatten, wie originell die heutige Generation die klassische Besetzung von Rhythmusband mit drei Bläsern klingen lassen kann. Al Di Meolas Konzept fiel gegen die Gewinner-Band ausgesprochen kammermusikalisch und akustisch aus, zwei Gitarren trafen auf Percussion mit Drumset. Dass er dabei seine alten Rennen auf dem Griffbrett fuhr, ließ manchen Fan träumend mit geschlossenen Augen an alte Zeiten denken.

Seit mehr als 40 Jahren zupft der Amerikaner international beachtet die Saiten. Dem kürzlich verstorbenen Paco de Lucia widmete er einen Hit vom Album "Friday Night in San Francisco", jetzt mit dem Sarden Peo Alfonsi an der Gitarre. Und ließ dabei Peter Kaszas die Becken rauschen und die Trommeln jagen, dass auch im akustischen Trio richtig fette Beats ins voll besetzte Forum bliesen.

Nichts gegen die Donnerbässe vom Altmeister Stanley Clarke, zeitweise Weggefährte von Al Di Meola, jetzt mit ganz jungen Recken unterwegs. Er hält es wie die in Leverkusen gehegte Legende Art Blakey und seine Messengers: Er sucht sich ganz junge Gastmusiker. Vom Lande stammten die schnellen Finger von Beka Gochiashvili, einem erst 20-jährigen Wunderkind-Keyboarder aus Georgien, den Cameron Graves alias "Planetary Prince" mit sphärischen Synthi-Klängen kontrastierte. Dazu griff Clarke zum Kontrabass.

Zu Beginn seines Konzertes, als er sein Mikrophon nicht in Gang brachte und deshalb Improvisation gefordert war, sprang er gleich zum 21-jährigen Schlagzeuger Michael Mitchell, von Clarke vorgestellt als "Black Dynamite". Und slappte seinen E-Bass, raste in Höchstgeschwindigkeit über die dicken Saiten, kippte teilweise die Becken des Drumsets um, weil er mit einem Bein im Schlagzeug stand - ein Kampf nach fünf Minuten, etwas grobschlächtig das Ganze, aber mehr Power ging nicht.

Und das erwarteten die Fans von Stanley Clarke und Al Di Meola: Geschwindigkeitsrekorde an der Saite. In der Musik klappt das besser als im Sport; und immer noch begeisternd.

(RP)
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