Leverkusen Museums-Kurator reist mit Ölgemälde nach New York

Leverkusen · Das Museum Morsbroich verleiht regelmäßig Werke aus dem Bestand. Oft müssen sie von städtischen Mitarbeitern begleitet werden.

 Das kunstvolle "Treppenhaus" des Guggenheim-Museums New York: Zum Aufbau der Ausstellung wurde der Arbeitsplatz nur durch Seile vom Publikumsverkehr getrennt. Eine besondere Erfahrung, findet Fritz Emslander.

Das kunstvolle "Treppenhaus" des Guggenheim-Museums New York: Zum Aufbau der Ausstellung wurde der Arbeitsplatz nur durch Seile vom Publikumsverkehr getrennt. Eine besondere Erfahrung, findet Fritz Emslander.

Foto: AFP-PHOTO/Stan Honda

Wenn man nichtsahnend die aktuelle Ausstellung des New Yorker Guggenheim-Museum "ZERO: Countdown to Tomorrow" betrachtet und auf einmal einem Kunstwerk aus der Heimat entdeckt, schwingt fast ein wenig Stolz mit. "Museum Morsbroich, Leverkusen, Germany" steht als Eigentümer des 1959 entstandenen Ölgemäldes "Light Space" von Francesco Lo Savio auf dem Schildchen neben der Leinwand. Die meiste Zeit ruht diese monochrome Arbeit zu Hause im Depot, sofern sie nicht gerade im Schloss hängt oder von anderen Museen angefragt wird.

 Kurator Dr. Fritz Emslander musste nach New York, um das Auspacken eines Museumsbildes aus Leverkusen zu überwachen.

Kurator Dr. Fritz Emslander musste nach New York, um das Auspacken eines Museumsbildes aus Leverkusen zu überwachen.

Foto: Miserius

Häufiger begibt sich Kunst aus der städtischen Sammlung auf Reisen, oft alleine mit einer Spezial-Spedition, nachdem sie gut verpackt und in Transportkisten gesichert wurden. "Light Space" aber wurde von Museums-Kurator Dr. Fritz Emslander begleitet. Der saß zwar nicht im selben Flugzeug, das Bild brachte eine Frachtmaschine in die USA. Emslander überwachte das Verpacken zu Hause und erst in seinem Beisein durfte im Guggenheim-Museum ausgepackt und aufgehängt werden. Erst dann war seine Mission erfüllt.

Das Flugticket und die mehrtägige Unterbringung bezahlte wie üblich der Leihnehmer. Für Emslander war dies ein besonderer Auftrag, nicht nur wegen der Millionenstadt New York.

Während Museen normalerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf- und abbauen, wurden die Arbeiten im Guggenheim-Museum bei laufendem Betrieb aufgestellt und gehängt. Eine Schließung könne man sich nicht erlauben, weil Touristen nicht alleine wegen der Kunst, sondern auch wegen der außergewöhnlichen Architektur kommen. Die Ausstellungsfläche windet sich um eine Rampe, die spiralförmig vom Erdgeschoss zur oberen Etage verläuft. "Das war schon eine besondere Situation", erzählt Emslander. Als Begrenzung zwischen Publikum und den arbeitenden Technikern waren Seile gespannt, der Blick jedoch frei. Das Foyer stand voller Transportkisten.

"Dort war eine Siebdruckwerkstatt für die Wandbeschriftungen eingerichtet und eine Rahmenwerkstatt." Ein Kuriosum betrifft die Ausrichtung der Bilder und Skulpturen, denn der Boden ist wegen der Rampenführung leicht geneigt. "Deswegen benutzt man ein System mit drei Wasserwaagen", erzählt Emslander, und wähle dann den mittleren Wert, damit in etwa der Eindruck entsteht, dass alles gerade hängt.

Warum er dieses Bild persönlich begleitete? Einmal hat es kein schützendes Glas, außerdem seien monochrome Bilder besonders empfindlich. Im Beisein des Kuriers seien die Techniker jedenfalls besondere umsichtig. Seine Aufgabe war auch das restauratorische Protokoll. Dabei wird das Bild unter einer Lampe Zentimeter für Zentimeter untersucht, jeder Kratzer oder Fingerabdruck festgehalten. "Fliegendreck ist auch eine Kategorie", sagt Dr. Stefanie Kreuzer, die als Kuratorin im Museum Morsbroich ebenfalls häufiger als Kunstbegleiterin unterwegs war, mehrfach mit einem Objekt von Daniel Spoerri, hier zuletzt in "Eine Hand voll Erde aus dem Paradies" zu sehen.

Für eine Retrospektive brachte sie Spoerris "Zimt-Zauberkästen" nach Italien, dann zu Ausstellungen in Athen und London. "Es war interessant zu sehen, wie ein Werk in unterschiedlichen Zusammenhängen und Bezügen gesehen werden kann", sagt Kreuzer. Oft auf Reisen sind Lucio Fontana, Yves Klein oder der "Tiger", der zur Retrospektive Gerhard Richters fast ein Jahr unterwegs war.

Der Lo Savio wird auch so schnell nicht zurückkehren, denn nach der New Yorker Präsentation der Düsseldorfer ZERO-Gruppe, die am 7. Januar schließt, wird er mit der Ausstellung nach Berlin und später nach Zürich gehen. Dann soll er sogar weitere Gesellschaft aus dem Depot bekommen: Bilder von Uecker und Manzoni.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort