Leverkusen Müll auf Weltreise

Leverkusen · Die geplante Entsorgung von rund 4500 Tonnen Hexachlorbenzol aus Australien in den Bayer-Verbrennungsanlagen Bürrig und Dormagen sorgt für Misstrauen bei Grünen und Umweltverbänden. Bayer setzt auf Transparenz.

Es dürfte ein logistischer Kraftakt werden: Insgesamt 4500 Tonnen des Sonderabfalls Hexalchlorbenzol (HCB) sollen ab Mitte dieses Jahres von der anderen Seite des Erdballs nach Leverkusen und Dormagen transportiert werden, um dort bis 2009 sicher verbrannt zu werden.

Orica hat für diese Art der "Verpackung" in Australien eine 20 Millionen Euro teure Anlage bauen lassen. Beim Verbrennungsprozess öffnen sich die Behälter erst bei einer bestimmten Temperatur im Drehrohr-Brennofen. Ein bis zwei Stunden bleibt der Sondermüll bei 1000 bis 1150 Grad Celsius in der Feuerröhre; anschließend wird in einer Nachbrennkammer sichergestellt, dass die giftigen Chemikalien vollständig ausgebrannt sind. Rauchgasreinigung und ein katalytisches Verfahren sollen gewährleisten, dass die Emissionen die gesetzlich vorgeschriebenen Werte klar unterschreiten. Übrig bleibt laut BIS eine ungiftige, granulatartige Schlacke.

Der gesamte Prozess und die Emissionsdaten werden in der zentralen Messwarte der Bürriger Verbrennungsanlage überwacht. Und: Die Emissionsdaten werden kontinuierlich online an das Staatliche Umweltamt in Köln übermittelt.

"Die Entsorgung von Sonderabfällen wie Hexachlorbenzol ist kein Novum für uns, sondern gehört zum Tagesgeschäft. Das stellt keine besondere Herausforderung für uns dar", betonte Beyer mehrfach. In der Bürriger Anlage gibt es zwei Drehrohr-Sonderverbrennungsöfen, in denen jährlich insgesamt rund 80 000 Tonnen Sondermüll verbrannt werden. "Etwa die Hälfte dieser Menge entfällt auf chlorierte Abfälle — wie eben HCB", berichtete der Betriebsleiter.

Dass die australische Firma Orica BIS als Partner bei der Entsorgung auswählte, wertet man in Leverkusen als Kompliment — und als Bestätigung. "Mit unserer Anlage erreichen wir den absolut höchsten technischen Stand", unterstrich Beyer, "Orica hat weltweit nach geeigneten Entsorgungsanlagen gesucht und sich dann für deutsche entschieden. Wir sind stolz darauf, dass wir ausgewählt wurden."

Noch hat die Bezirksregierung Köln kein grünes Licht für die Entsorgungsaktion gegeben. Der entsprechende Antrag von BIS sei im Dezember herausgegangen, werde zur Zeit aber noch geprüft, sagte Beyer. Bei diesem so genannten Notifizierungsverfahren wird untersucht, um welchen Abfall es sich handelt, woher er kommt, ob er für die Entsorgung in der betreffenden Anlage geeignet ist, und ob auch lange Transportwege wie im vorliegenden Fall gerechtfertigt sind.

(RP)
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