Dokumentiert in Leverkusen: Experimente mit Kürbissen und Broten Morsbroich beherbergt Zeugnisse der Land Art

Leverkusen · Die letzte Folge unserer Sommerserie befasst sich mit Peter Hutchinson und seinen „Stories and Natural Histories“ (1975). Der Künstler versenkte 1969 für „Threaded Calabash“ Kürbisse in den Gewässern um die Insel Tobago und verankerte sie in festen Abständen mit Seilen an einem Korallenriff.

 Peter Hutchinson dokumentierte sein Kürbis-Projekt.

Peter Hutchinson dokumentierte sein Kürbis-Projekt.

Foto: Museum Morsbroich

Land-Art-Projekte finden unter freiem Himmel statt, brauchen normalerweise reichlich Platz und sind in der Regel nur temporär. So ist es auch mit der Aktion, die der Brite Peter Hutchinson in den Jahren 1968 bis 1974 in Mittelamerika durchführte. Aber die Geschichte – sowohl vom tatsächlich realisierten als auch vom nur geplanten Teil – lässt sich im Dachgeschoss des Museums Morsbroich noch heute nachvollziehen.

Wer auf der drehbaren Bank im Hutchinson-Raum Platz nimmt, kann die zehn Siebdrucke, in denen der Künstler seine Pläne aufzeigt, in aller Ruhe studieren. So versenkte Hutchinson 1969 für „Threaded Calabash“ Kürbisse in den Gewässern um die Insel Tobago und verankerte sie in festen Abständen mit Seilen an einem Korallenriff. Durch den Verwesungsprozess entstanden Gase, die dann auf der Meeresoberfläche flüchtige Muster zeichneten.

Bei einer anderen Aktion legte er am Kraterrand eines mexikanischen Vulkans Brote ab (Paricutin Project, 1970), die sich unter Einfluss der Natur veränderten. Durch vulkanische Dämpfe und Bakterien nahmen die Brote wechselnde Farben an. Und am Fuß des Paricutin, der 1943 weite Landstriche unter Lava begraben hatte, platzierte Hutchinson seinen „Apple Triangle“ aus gelben Holzäpfeln, die vor der Naturkatastrophe dort wuchsen. In der Hoffnung wohl, dass einige aussamen und neue Bäume wachsen lassen könnten. Ein Hinweis auf den Kreislauf des Lebens, auf Vergänglichkeit und Neubeginn.

Peter Hutchinson, 1930 in London geboren, in England auf dem Lande aufgewachsen, lebt seit seinem Studienbeginn 1953 in den USA und ist einer der Pioniere der Land Art. Nach frühen geometrischen Arbeiten wandte er sich von minimalistischen Positionen ab und wendete sich Natur und Landschaft zu. Seitdem arbeitet er in der Natur und nutzt für seine künstlerische Arbeit natürliche Prozesse, um so die Ästhetik des Lebendigen zu veranschaulichen. Dabei verknüpft er seine Aktionen mit Plastik, Fotografie und poetischen Erläuterungen. Nach seinem Bachelor 1962 unternahm er Reisen in den amerikanischen Westen, in die Karibik, nach Mexiko, England und die Umgebung von New York, wo er bis 1981 lebte und Objekte der Land Art realisierte. Nach seinen Reisen entstanden setzkastenartige Assemblagen, in denen der Künstler Fundstücke in eine eigene Ordnung brachte. Die derzeit ausgestellte Mappe mit zehn Siebdrucken wurde 1970 für Morsbroich angekauft.

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