Leverkusen Mordopfer ahnte nichts

Leverkusen · Noch hat das Solinger Pärchen den Mord an einem Leverkusener Makler in Düsseldorf nicht gestanden. Derweil wird klar, dass die Verdächtigen pleite waren. Plante Peter K. einen Neuanfang in den USA?

Solingen/Leverkusen Die schmale Einfahrt geht von der steilen Straße in der Solinger Stadtmitte ab, um sich nach wenigen Metern zu einem Hinterhof zu öffnen. Rechts spiegelt sich das fade Novemberlicht in den Scheiben eines Cafés, und an der Stirnseite des Karrees führt eine Rampe zur Oldtimer-Werkstatt von Peter Ophoff.

Eben hat der Mann im roten Overall das Rolltor zwischen seinem Betrieb sowie dem Café hochgefahren. Ein weißer Alfa, Baujahr ‘68, taucht in der Garage auf, und hinter dem Auto liegt der Eingang zur Solinger Karateschule von Peter K. Vor kurzem ist ein Päckchen für den 23-Jährigen angekommen, das unberührt aus einer Plastiktüte ragt, die am Türgriff baumelt. Und das Handy des jungen Mannes ist auch schon länger ausgeschaltet. „Der Peter ist seit Wochen nicht mehr hier gewesen“, murmelt Nachbar Ophoff kopfschüttelnd. Und wie die Dinge für den unter Mordverdacht in U-Haft sitzenden K. und seine inhaftierte Freundin Larissa J. (22) stehen, dürfte sich daran lange nichts mehr ändern.

Vorwürfe wiegen schwer

Denn 25 Kilometer weiter westlich sitzt Staatsanwalt Ralf Herrenbrück in seinem Düsseldorfer Büro und ist sich sicher, dass K. im Oktober einen Leverkusener Immobilienmakler in dessen Büro in der Landeshauptstadt erstochen hat. Im Augenblick klingelt ständig das Telefon, aber der entscheidende Anruf war noch nicht dabei. „Die Anwälte der Verdächtigen haben angekündigt, dass sich beide bald zu den Anschuldigungen einlassen wollen“, erklärt Herrenbrück, der sich derweil in Geduld übt.

Die Vorwürfe gegen K. sowie Lebensgefährtin J. wiegen schwer. Am Abend des 24. Oktober soll die blonde Frau mit dem hübschen Lockenkopf den Makler, ihren Ex-Chef, aufgesucht haben, nachdem dieser versprochen hatte, ihr Geld zu pumpen. „Für einen beruflichen Neustart“, vermutet der Staatsanwalt, der weiß, dass das Pärchen „überschuldet“ dastand. Jedenfalls verließ Larissa J. das Makler-Büro, um kurz darauf mit ihrem Freund erneut aufzutauchen. Und der soll dann das Opfer mit mehreren Stichen getötet haben.

Die Beweislast ist durch eine DNA-Probe erdrückend. Obgleich die jeweiligen Tatbeteiligungen nicht ganz aufgeklärt sind, spricht doch vieles gegen die Verdächtigen. Die Fahnder gehen davon aus, dass das Paar neben der Karateschule ein Immobiliengeschäft aufziehen wollte. Besonders perfide: Das Opfer „wusste, dass die Frau zurückkehren würde“, erzählt Staatsanwalt Herrenbrück. Der Mann sei also völlig arglos gewesen.

Peter Ophoff kann derweil immer noch nicht fassen, dass seine Nachbarn das Verbrechen begangen haben sollen. Erst vor fünf Monaten hätten die zwei die Karateschule eröffnet. „Er wollte mit einer speziellen Art Karate in den USA Geld verdienen“, berichtet Ophoff.

(RP)
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