Leverkusener Landtagskandidatin Moderne SPD-Garde schickt Eva Lux in Rente

Leverkusen · Mit deutlichem Abstand gewinnt Ariane Koepke die Abstimmung zur Landtagskandidatin. Turbulente Versammlung zeigt tiefe Gräben in der Leverkusener SPD.

 Ariane Koepke macht das Rennen und bekommt Blumen von den Unterstützern.

Ariane Koepke macht das Rennen und bekommt Blumen von den Unterstützern.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Die SPD Leverkusen zeigt sich immer noch tief zerstritten. Die seit mindestens zwei Jahren verfeindete Gruppe um Eva Lux (MdL) und die „moderne“ Garde um Milanie Kreutz (46) prallten am Dienstagabend auf der SPD-Wahlkreiskonferenz hart aufeinander. Noch-Landtagsabgeordnete Lux (63) verlor das Kräftemessen deutlich. Die große Mehrheit wählte Ariane Koepke (45) zur Kandidatin für die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres. Nach drei Wahlperioden im Landtag verliert Lux damit ihr letztes Amt bei der lokalen SPD. 

An der Wahlkreiskonferenz im Forum-Terrassensaal, die einzig der Nominierung der SPD-Landtagskandidatin diente, nahmen 78 Delegierte teil. Für Koepke stimmten 53 Genossen, für die Landtagsabgeordnete Lux 24. Es gab eine Enthaltung. Nach etwas Zögern gratulierte Lux der Siegerin, danach standen die Genossen Schlange bei Koepke – als ob sie die Landtagswahl schon gewonnen hätte. Dabei rückte das letzte Mal CDU-Bewerber Rüdiger Scholz als direkt gewählter Abgeordneter in den Düsseldorfer Landtag.

 Politische Erfahrung hat die gebürtige Aachenerin Koepke kaum. Seit der Kommunalwahl 2020 sitzt sie für die SPD im Stadtrat Leverkusen, ist dort Mitglied in den Sozial- und Kulturausschüssen. Besonders aufgefallen ist sie als Ratsfrau und kulturpolitische Sprecherin bislang nicht, bestätigen Vertreter anderer Fraktionen und selbst Genossen – wenn auch nur unter vier Augen.

Das will die Akademikerin jetzt ändern. Als Zahnärztin schaut sie dem Volk regelrecht aufs Maul, beschrieb Koepke ihre Erfahrungen. Mitglieder aller Gesellschaftsschichten sitzen auf ihrem Behandlungsstuhl. Koepke listete in ihrer Bewerbungsrede fast alle gängigen Politikthemen auf, zog als ein wichtiges Fazit: „Bildung ist die größte Sicherheit, die wir den jungen Menschen mitgeben können.“ Ähnlich skizzierte Lux ihre politischen Arbeitsfelder. Beide Kandidatinnen vermieden dabei jeden Angriff auf die Konkurrentin.

 Zumindest für das Lux-Lager übernahm dies der ehemalige SPD-Chef Jonas Berghaus: Es fehle in der Vorstellung von Koepke „die sozialdemokratische Substanz“, kritisierte Lehrer Berghaus. Zu Lux meinte er: „Menschen wie Du sind die Zukunft unserer Partei.“ Fast skandalträchtig und in Juso-Manier erkämpfte sich Peter Ippolito den Platz vor dem Mikrofon. Der Ex-SPD-Fraktionsvorsitzende und Lux-Freund ignorierte es, dass Sitzungsleiter Martin Krampf ihm ausdrücklich kein Rederecht erteilte. Ippolito gab den feuerspeienden Vulkan, spuckte Rauch in Richtung CDU-Mann Scholz, den die SPD aus dem Amt jagen werde. Lobte Lux als Frau mit Ecken und Kanten, die „manchmal sarkastisch, biestig, trotzig, aber immer ehrlich“ sei. Am dünnen Applaus für die Lux-Gruppe und am starken Beifall für Koepke war schon vor der Abstimmung klar, wer das Rennen machen würde.

Das Votum der Delegierten gegen Lux überraschte in der Deutlichkeit kaum noch, obwohl die Abteilung „moderner Flügel“ sich mit Redebeiträgen zurückgehalten hatte. Die Strategieabteilung Kreutz und Freundinnen hatten das Koepke-Projekt unbesiegbar vorbereitet.

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