Leverkusen Mit Geocaching die neue Heimat entdecken

Leverkusen · In "internationalen Vorbereitungsklassen" am Heisenberg-Gymnasium werden junge Flüchtlinge fit für den Schulalltag gemacht.

 Bei einer Geocaching-Aktion der internationalen Vorbereitungsklasse am Werner-Heisenberg-Gymnasium lernten Flüchtlingskinder unter anderem ihre neue Umgebung besser kennen.

Bei einer Geocaching-Aktion der internationalen Vorbereitungsklasse am Werner-Heisenberg-Gymnasium lernten Flüchtlingskinder unter anderem ihre neue Umgebung besser kennen.

Foto: UWE MISERIUS

Einige Schüler sprachen recht gut Deutsch - und andere bemühten sich darum, denn die Sprache verband 38 Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 16 Jahren, die eine der beiden "Internationalen Vorbereitungsklassen" am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) besuchen. Gerade erst kamen sie vom Geocaching zurück, denn sie sollten die Umgebung der Schule, sich gegenseitig sowie sämtliche Akteure - Lehrer, Eltern, Schüler - des Patenprojektes "Eine Welt AG" etwas besser kennenlernen.

Das von Ricarda Kemper geleitete Projekt wurde initiiert, um Neuankömmlinge schnell zu integrieren. Die erste Gruppe kam im Dezember, die zweite im März. In eigenen Klassenräumen lernen Schüler aus Syrien, Afghanistan, Irak und weiteren Ländern wöchentlich 15 Stunden Deutsch sowie Englisch und Mathematik. Die Schule stellte Räume zur Verfügung und erhielt im Gegenzug personelle Unterstützung, um die Kinder zu unterrichten, die nicht die Regelschule besuchen können, weil sie geringe bis keine Deutschkenntnisse haben.

Kemper: "Eigentlich bräuchte es mehrere Klassen. Einheitlicher Unterricht ist im Grunde nicht möglich, da die Schüler unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen." Ein Beispiel ist Schadi (16). Er besucht seit drei Monaten die deutsche Schule und hat in Syrien neun Schuljahre absolviert. Meryem (15), seit fünf Monaten am WHG, hat in ihrer Heimat nur sechs Jahre die Schule besucht. Aber beide wollen für immer in Deutschland bleiben, denn "Deutschland ist schön, die Schule ist toll, alle Leute sind sehr nett", sagt Schadi. Nach dem Abitur möchte er studieren. Auch Meryem hat konkrete Vorstellungen. "Ich möchte Architektin werden", meint sie in fast perfektem Deutsch. Einheimische Mitschüler haben für Neulinge eine Art Vorbildfunktion - nicht nur in Sachen Kleidung.

"Die meisten geben sich Mühe, alles zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten", erklärte Schulleiterin Claudia Bensen, die sich wie ihre Kollegen für Wertevermittlung sowie Konfliktlösung einsetzt und urteilte: "Wir sind auf einem guten Weg." Das falle leicht dank vieler Helfer und deren enormen Einsatzes. Dr. Stephanie Salge unterrichtet beispielsweise ehrenamtlich Mathematik, um "etwas vom eigenen Glück zurückzugeben." Bensen unterstreicht: "Integration gelingt nur über Bildung und Sprache. Wir wollen Schüler vorbereiten, damit sie in unserer Gesellschaft schnell Fuß fassen können." Tirza (15) und Svenja (14) sehen das eher pragmatisch. Die Patinnen treffen sich auch privat mit den "Neuen" - und beschreiben das so: "Wir unternehmen zusammen eigentlich alles, was wir auch mit anderen Freunden machen würden."

(gkf)
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