Leverkusen Mit der Gitarre in die Senken der Vorurteile

Leverkusen · Seit 2007 ist Uta Köbernick schon auf Tour, seit 2015 spielt sie ihr aktuelles Programm "Grund für Liebe".

 Uta Köbernick suchte musikalisch nach dem "Grund für Liebe". So hieß ihr Programm im Matchboxtheater.

Uta Köbernick suchte musikalisch nach dem "Grund für Liebe". So hieß ihr Programm im Matchboxtheater.

Foto: Miserius

Schade für das Leverkusener Publikum, dass Martina Vikanis, Intendantin im Hitdorfer Matchbox-Theater, die umwerfende Künstlerin erst vor zwei Jahren auf der Künstlerbörse in Freiburg entdeckt hatte. Nun kam sie zur ersten Vorstellung des Jahres auf die kleine Bühne und servierte musikalisches Kabarett und Satire vom Feinsten. Fast zwei Stunden grub die in Berlin aufgewachsene und in der Schweiz lebende Deutsche ihre Wurzeln tief in die Senken unserer Vorurteile.

"Warum sind Sie hier?" hieß ihr erster Song, zu dem sie sich selber auf der Akustik-Gitarre begleitete. "Ich singe Lieder und sag Sachen", stellte sie sich genauso knackig vor, wie sie eigentlich alles Folgende thematisierte. Tatsächlich waren sowohl Lieder als auch Texte voller Wortwitz und Hintergrund. All das trug die junge Frau mit Gesangs- und Schauspielausbildung - ihr wurde schon nachgesagt, sie erfinde das Genre Kleinkunst neu - mit bezaubernder Leichtigkeit, hinreißender Komik, virtuosem Gesang und herrlicher Tiefe vor. Wenn von Liebe die Rede sei, müsse man erst über Geld reden, meinte sie und blickte schmunzelnd in die Runde: "Geld ist als Mangelware total verbreitet". Sofort danach fragte sie: "Darf man eigentlich noch Witze machen über Schulden?" Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Satire darf alles." Selbst als sie zwischendurch die Saiten der Gitarre neu spannen musste, scherzte sie mit dem Publikum: "Das ist jetzt nicht so spannend für Sie, wie für die Saiten." Zahlreiche ebenso kurze wie herrliche Aphorismen oder Hinterherfragen entnahm sie einer schwarzen Kladde.

Einige Beispiele: "Ich habe mein Leben durchgerechnet. Es geht nicht auf, es bleibt immer ein Rest." Oder: "Wenn man aus Schaden klug wird, wozu dann Bildungspolitik? Wenn ich mir ein Beispiel nehme, fehlt es dann woanders?

Ob sie Protestlieder singe, sei sie einmal gefragt worden. "Nein, ich singe Widerständchen", antwortete Köbernick. Mit der Moritat "Zäune bauen" besang sie unter anderem das volle Boot Europa, das sich durch Zäune schützen will. Der Titel "22 fliegende Untertassen" karikierte die Rüstungsgeschäfte der Schweizer.

Dass Köbernick auch anders - nämlich Schwyzerdütsch - konnte, stellte sie zudem unter Beweis: "Wir haben ja uns" hieß der Titel eines Liebesliedes, das sie zärtlich auf Dialekt vortrug. "Sehr kurzweilig. Man merkt, dass sie selber daran Freude hat", urteilte Besucherin Silke Brenner aus Solingen am Ende.

(gkf)
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