Serie Die Oldtimer-Schätzchen Mit dem Iltis geht's durch Dick und Dünn

Leverkusen · Frank Remmert ist der Halter eines ehemaligen Führungs- und Fernmeldefahrzeugs der Bundeswehr.

 Frank Remmert kümmert sich um einen 36 Jahre alten Iltis, der 130 km/h auf den Tacho bekommt. Ein Benzinkanister in Oliv zählt auch zur Ausstattung

Frank Remmert kümmert sich um einen 36 Jahre alten Iltis, der 130 km/h auf den Tacho bekommt. Ein Benzinkanister in Oliv zählt auch zur Ausstattung

Foto: UM

Leichlingen Unauffällig geht's mit dem Auto nicht: Wer in einen VW Iltis einsteigt, zieht die Blicke auf sich. In Tarnfarben, aber ohne feste Türen und mit enormer Geräuschkulisse zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Bei offiziellen Anlässen und Fahrten im Konvoi zieren Fähnchen seine Kotflügel.

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Foto: Miserius Uwe

Der Leichlinger Frank Remmert ist Halter eines solchen Geländewagens (Baujahr 1980), kümmert sich im Auftrag der Reservistenkameradschaft Boke bei Paderborn um den Wagen. "Ich bin für die Pflege und den Erhalt des historischen Materials zuständig", sagt der 43-Jährige. Der hohe Einstieg ist der Tatsache geschuldet, dass das Chassis eine Wanne ist und Fahrten durch 60 Zentimeter tiefes Wasser ermöglicht. In der Bundeswehr diente der von 1978 bis 1988 produzierte VW als Führungs- und Fernmeldefahrzeug, als Träger-Auto für Panzerabwehrwaffen und behelfsmäßig zum Verwundetentransport.

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Foto: Miserius Uwe

Offiziell geführt wurde er als "Lastkraftwagen 0,5 t tmil gl": 0,5 Tonnen Zuladung, teilmilitarisiert, geländegängig. Für die normale Straße bietet er nicht unbedingt gehobenen Fahrkomfort. "Aber im Gelände geht's dafür mit dem Iltis durch Dick und Dünn", schwärmt Remmert. Die Vorderachse ist zuschaltbar, so dass das Auto Allradantrieb bekommt. Der Iltis lieferte damit zugleich die Vorlage für die Entwicklung des Audi Quattro. Unter der Haube hat er einen wassergekühlten Vierzylinder-Ottomotor in Reihenbauweise mit 1,7 Liter Hubraum, der früher auch im Passat zum Einsatz kam. Mit 55 kW (75 PS) kann er offiziell bis zu 130 Stundenkilometer fahren. "Bei 100 km/h wird's aber ziemlich laut", sagt Remmert. Leistungsschwach ist der Iltis aber nicht: 1980 landeten alle vier bei der zweiten Rallye Oasis (Vorgängerin der Rallye Dakar) gestarteten Iltis auf vorderen Plätzen.

Aber der Charme des Wagens liegt eher nicht im schnellen Fahren. "Gerade ohne Verdeck und Türen macht der Iltis am meisten Spaß", bekennen Fans im Internet. Wer will, kann die Windschutzscheibe nach vorne abklappen. Für Remmert liegt der Reiz des Gefährts vor allem in seiner besonderen Form.

Gebaut wurde der Iltis, der laut Remmert in den Armeen Belgiens und Kanadas noch im aktiven Dienst steht, eine Zeit lang auch für den zivilen Markt, war aber mit 39.000 D-Mark vielen zu teuer. Den heutigen Wert seines Schätzchens beziffert Remmert auf 7000 bis 10.000 Euro. Der ehemalige Bundeswehr-Kraftfahrer fährt damit im Sommer vor allem zu Reservistentreffen oder zu Veranstaltungen mit Militärfahrzeugen aus aller Herren Länder. Der nächste Ausflug wird ihn im September auf die Koblenzer Schmidtenhöhe zum Geschichts- und Historientreffen des Military Vehicle Drivers e.V. führen.

(inbo)
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