Leverkusen Misereor-Vertreter berichtet über Armut im Niger

Leverkusen · In der Opladener Marienschule berichtete Abdoul Moumouni Illo für Misereor von der Armut in dem Wüstenstaat.

 Abdoul Moumouni Illo erzählte den fast 80 Marienschülern von der Armut in seinem Land, der Korruption – aber auch davon, wie die armen Bauern wieder Hoffnung schöpfen und Misereor hilft.

Abdoul Moumouni Illo erzählte den fast 80 Marienschülern von der Armut in seinem Land, der Korruption – aber auch davon, wie die armen Bauern wieder Hoffnung schöpfen und Misereor hilft.

Foto: r. Matzerath

Es ist das Land mit der höchsten Geburtenrate der Welt, immer mehr Menschen bleibt immer weniger Land, das für Landwirtschaft geeignet ist. Dazu kommen Spekulanten, die in den Monaten zwischen der Regen- und der Trockenzeit, wenn die Nahrungsmittel knapp werden, auf Kredit-Basis Getreide zur Verfügung stellen. Zu horrenden Preisen. Ein Land, das von der internationalen Staatengemeinschaft mit 500 Millionen Euro Entwicklungshilfe jährlich gefördert wird – "aber ein großer Anteil geht verloren, versickert in den Mühlen der Bürokratie, gelangt nie zur Bevölkerung."

Die Rede ist vom Niger, einem Wüstenstaat in Westafrika. Und der das sagt, der weiß, wovon er spricht: Abdoul Moumouni Illo ist Leiter der diözesanen "Cadev" (Caritas et Développement), einer Partnerorganisation von Misereor, in Maradi. "Als Bauernsohn fühle ich mich verpflichtet, die bäuerliche Bevölkerung darin zu unterstützen, dass sie von ihrem erwirtschafteten Einkommen leben kann", erzählte er gestern knapp 80 Schülern der Marienschule in Opladen – den Klassen 7, die sich im Politik- und Erkundeunterricht mit dem Thema beschäftigten, sowie einem Erdkundekurs der Stufe 10. "Der Hunger in unserem Land muss nachhaltig bekämpft, unsere natürlichen Ressourcen besser geschützt werden."

Ob Misereor den Spekulanten nicht zuvorkommen könne, indem die Organisation Hirse und Zwiebeln selbst aufkaufe und einlagere, wollte Hans (12), Schüler der 7 a, wissen. "Cadev" bringe den Bauern bei, auch in der Trockenzeit anbauen zu können, berichtete der Besuch aus dem Niger. 18 zementierte Brunnen seien bereits gebaut worden, außerdem verkaufe man an bedürftige Familien Motorpumpen zu einem Bruchteil des üblichen Marktpreises. "Damit erledigen sie die Arbeit in kürzerer Zeit und brauchen nur alle drei, vier Tage zu bewässern. So können die Bauern 150 statt 100 Säcke Zwiebeln ernten." Außerdem helfe die Organisation dabei, Getreidespeicher und Lager für die geernteten Zwiebeln zu bauen, sich zu Genossenschaften zusammenzuschließen. "Von 100 Säcken Zwiebeln gehen – falsch gelagert – 20 Prozent kaputt", sagte Illo. Das Prinzip sei immer, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

Nomaden, die den Bauern ihre Felder niedertrampeln, haben mittlerweile Korridore, durch die sie wandern können. Aber gegen das Wetter ist niemand gefeit. Illo: "Im Niger spielt das Klima verrückt: Mal bleibt der Regen trotz Regenzeit aus, und das Saatgut verdorrt. Mal schüttet es wie aus Kübeln, so dass alles fortgerissen wird und das Feld versinkt."

Die Hilfe, die über die kirchlichen Organisationen wie Misereor komme, könne man gar nicht hoch genug bewerten, berichtete Illo. Denn: "Die Korruption ist ein großes Problem. Ein Politiker, der sagt, er bekämpft die Korruption, muss eigentlich sich selbst bekämpfen. Für alles muss man im Niger Schmiergeld zahlen."

Wie er den Sprung vom Bauernsohn zum studierten Physiker und Mathematiker geschafft habe, will Fabian (10. Klasse) wissen. "Ich hatte das Glück, der Jüngste in meiner Familie zu sein", erklärte Abdoul Moumouni Illo. "Zu meiner Zeit war es nicht mehr verpönt, eine Schule zu besuchen, ich konnte sogar studieren." Vor allem Mädchen bleibt dieser "Luxus" allerdings nach wie vor verwehrt, außerdem gebe es massive Probleme, Lehrer für eine Schule auf dem Land zu gewinnen.

(RP)
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