Bayer-Kasino Clan-Jäger Reul ist Ehrenfunk der Altstadtfunken
Leverkusen · Herbert Reul (CDU) hat viel erreicht. Als NRW-Innenminister steht er auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere, ist bundesweit durch Razzien gegen Clans und Rocker bekannt. Aber der 67-Jährige will mehr.
Er schaut sich gerade um, ob es im Karneval für ihn eine neue Herausforderung gibt. Ein Spitzenpolitiker weiß ja nie, wann Zeit für ein anderes Amt ist. „Wie werde ich bei euch Mädchengarde-Beauftragter“, fragte Reul deshalb die Altstadtfunken Opladen. Die Bewerbung des Leichlingers kam für den Vorstand überraschend, aber die Herren um Senatspräsident Norbert Roß und Vorsitzenden Martin Steinkühler schienen nicht abgeneigt, den Familienvater in die engere Wahl einzubeziehen.
Die Sache mit dem Mädchengarde-Beauftragten ist natürlich närrischer Unsinn. Reul fragte aus reinem Jux, zeigte damit den Spaß, den er auf dem „Ball intern“ der Altstadtfunken am Freitag hatte. Einfach abseits der anstrengenden Ministerarbeit feiern, keine bohrenden Fragen nach Sicherheit und Fahndungspannen beantworten müssen. Dazu kam die Auszeichnung zum „Ehrenfunk“. Senator Reul habe sich um die Gesellschaft verdient gemacht. „Dafür wollen wir Dank sagen“, meinte Roß. Endlich ein Minister, „der Kante zeigt und hervorragende Arbeit abliefert“, schob er unter Beifall der 190 Festgäste im Bayer-Casino nach.
Seit 2009 verleihen die Altstadtfunken diese Auszeichnung. Preisträger waren schon Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Speerwerferin Steffi Nerius, Entertainer Guildo Horn, Wolfgang Bosbach (MdB) und Büttenredner Jupp Menth (Kölsche Schutzmann).
„Die Auszeichnung ist der Hammer“, gab Reul zurück. Als Politiker, speziell als Innenminister, ernte man ja kaum mal Dank. „Bei mir hat sich jedenfalls noch niemand bedankt, dass er geblitzt worden ist.“ Reul präsentierte sich humorvoll. Die Altstädter überreichten ihm zum Ehrenfunk aus Bronze und Granit noch ein großformatiges Foto, das RP-Fotograf Uwe Miserius beim Funkenbesuch vergangenen Weiberfastnacht im Innenministerium aufgenommen hat.
Zum Programm des Abends gehörten die sehenswerten Auftritte des Kinder- und Jugendtanzkorps (28 Mitglieder) und der Mädchengarde (18 Tänzerinnen): „Eine stattliche Zahl von Mädchen“, freute sich Präsident Rainer Martins, „wir vom Traditionskorps müssen aufpassen, dass wir nicht übernommen werden.“
Senatoren wurden: Frank Schneiders (Stadtgarde), Jochen Gündling (Prinzengarde Opladen), Holger Lechner (Unternehmer), Bernd Engels (PG Opladen) und Uwe Richrath (Oberbürgermeister). Ehrensenator wurden: Elisabeth Kierdorf, Michael Klischies, Michael Gruszien und Steffi Esser-Gruszien. Jubiläum haben: Kommandant Udo Kreie (50 Jahre Funke) und Schatzmeister Peter Gollan (25 Jahre).
Reul tauschte sich mit etlichen Festgästen, die er teils seit Jahrzehnten kennt, aus. Tatsächlich plauderte er auch mit dem aktuellen Mädchengarde-Beauftragten Claas Esser (19), fragte ihn nach der Qualifikation für das Amt? „Stil und Charme“, soufflierte Tanzmarie Anna Hammer. Vorsitzender Steinkühler präzisierte: „Er muss jung und nett sein.“ Gut, nett ist Reul oft...
