Leverkusen Minister im Chempark: Duin sorgt sich um 90 000 Arbeitsplätze

Leverkusen · Die Chemische Industrie an Rhein und Ruhr ist für ein Drittel des Gesamtumsatzes der deutschen Chemieindustrie verantwortlich. Doch wie ist es zukünftig um den Produktionsstandort NRW bestellt?

 NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin.

Foto: Lber (Archiv)

Wie wirken sich die Energiewende und die Modernisierung der Infrastruktur auf die Wettbewerbsfähigkeit der Chemischen Industrie in NRW aus? Diese Fragen diskutierten gestern Garrelt Duin, NRW-Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk, Dr. Patrick Giefers, Geschäftsführer Ineos Köln GmbH, Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat, Professor Ulrich Lehner, Präsident der IHK zu Düsseldorf, und Hans Christian Markert, Vorsitzender der Enquete-Kommission zur Zukunft der chemischen Industrie in NRW beim neunten ChemCologne-Chemieforum im BayKomm.

"Wir, die Industrie, sind gewillt und in der Lage, unsere Hausaufgaben zu machen. Alles, was wir benötigen, sind einigermaßen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen", sagte Dr. Ernst Grigat. Die Branche brauche eine zuverlässige Versorgung mit Grundlaststrom zu bezahlbaren Preisen, betonte der Chempark-Leiter. Der Kostendruck erhöhe sich durch staatliche Belastungen stetig. Dennoch dürfe man die Energiewende nicht nur unter dem Kostenaspekt betrachten. Auch die Stromversorgungssicherheit habe für die Chemische Industrie einen enorm hohen Stellenwert, machte Grigat deutlich.

Markert sagte: "Wir müssen uns in der Chemischen Industrie mehr Gedanken um das Ende von Produktzyklen machen als über die Frage des Energieeinsatzes." Die entscheidende Frage müsse lauten: "Bieten wir den Unternehmen und möglichen Investoren attraktive Bedingungen an und werden die Industrien es sich leisten können, hier zu bleiben, oder muss eine andere Standortentscheidung getroffen werden?", sagte Lehner. Es dürfe in der Diskussion nicht nur um das Dreieck von Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz gehen, machte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin deutlich. "Es geht um die grundlegende Frage der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie." Die Zeit laufe davon. "Ich plädiere dafür, dass die Energiewende und die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt stehen, denn es geht um 90 000 Arbeitsplätze in der Chemischen Industrie", sagte Duin. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz gehe komplett in die falsche Richtung. Die größte Gefahr sei, die Energiewende gegen die Wand zu fahren, betonte Duin.

Auch die Infrastruktur spiele beim Chemiestandort NRW eine wichtige Rolle. Von 67 000 Brücken in kommunaler Hand seien etwa 33 000 marode, sagte Grigat. "Nicht nur unsere Spediteure standen vor einem Problem, als die Leverkusener Brücke gesperrt wurde, sondern die ganze Region", betonte der Chempark-Leiter. Infrastruktur sei ein Mittel, um damit ein Geschäft zu machen. Grigat: "Der Staat soll seine Anlagen so instand halten, wie wir es auch machen würden." Die Landesregierung alleine könne das nicht leisten, betonte Duin. "Es wurde errechnet, dass wir sieben Milliarden Euro mehr pro Jahr benötigen, nur um die nötigsten Ausgaben zu tätigen", sagte Duin. Er plädierte für eine zweckgebundene Verwendung der Mittel: "Was aus dem Sektor Verkehr reinkommt, muss auch in den Verkehr investiert werden."

(RP)
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