Leverkusen Mini-Demo gegen Bayer

Leverkusen · Exakt 14 Personen folgten dem Aufruf der Kulturvereinigung zum Protest gegen Bayer. Mit Transparenten und Ansprachen mahnten sie eine mangelnde Aufarbeitung der Geschichte des Unternehmens im Dritten Reich an.

Es lag ein Hauch von Montagsdemonstration in der winterlichen Abendluft. Damals – vor zwei Jahren – protestierten vor Tor eins des Chemieparks Betriebsräte und Mitarbeiter gegen angekündigte Sparpläne bei Bayer Industry Services. Lagen deren Teilnehmerzahl an schlechten Tagen noch um die 50, brachten die Demonstranten gestern lediglich exakt 14 Personen auf die Beine. „Umzingelt“ waren sie von fast genauso vielen Abgesandten der Polizei und des Bayer-Werkschutzes.

Auch das Thema der Veranstaltung zielte in eine ganz andere Richtung als die Montagsdemos: Die Kulturvereinigung Leverkusen hatte eine „Gedenkkundgebung“ initiiert, weil man Vorwurf überzeugt ist, Bayer habe seine Geschichte während des Zweiten Weltkriegs nicht genügend aufgearbeitet und die Rolle des Unternehmens im Dritten Reich sogar beschönigt werde. „Wir fordern, dass sich Bayer klar zu seiner Vergangenheit bekennt und sagt: „Ja, wir sind schuldig“, sagte Manfred Demmer von der Kulturvereinigung. Bis heute stehe eine transparente und vollständige Aufarbeitung der Geschichte aus. Die Ausführungen, die die Bayer AG (sie war vor und während des Weltkriegs der IG Farben angeschlossen) zu dem Thema (etwa in der Chronik zum 125-jährigen Bestehen) gemacht hat, -seien nicht ausreichend. Vertreter zu der Mini-Demonstration schickten auch die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (in Person von Axel Köhler-Schnura) sowie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Letztere hat eine „Rallye“ namens „Verbrechen der Wirtschaft“ ins Leben gerufen, mit der Unternehmen, die vom Nazi-Regime profitierten, angeprangert werden sollen und in deren Rahmen die Veranstaltung gestellt wurde. Die Teilnehmer statteten Bayer-Mitarbeiter auf deren Heimweg mit Flugblättern aus, hielten Ansprachen und taten ihre Meinung mit Transparenten („An diesen Aktien klebt IG-Farben-Blut“) kund.

Ursprünglich hatte die Kulturvereinigung geplant, auf dem Gehweg unmittelbar neben Tor eins eine Gedenkplatte (Aufschrift: „1933 bis 1945 IG Farben – Verbrechen der Wirtschaft“) zu verlegen. Zwar wetterte die Coordination gegen Bayer-Gefahren, dass dies „von der Stadt untersagt“ worden sei. Allerdings hatten die Veranstalter dies wohl gar nicht beantragt. „Wir haben nur nach den Bedingungen gefragt, die wir dafür beachten müssen“, sagte Demmer auf Nachfrage. Er teilte weiter mit, dass der entsprechende Antrag aber noch gestellt werde. Die Stadt hat diesbezüglich bereits angekündigt, „die politischen Gremien in die Entscheidung mit einzubeziehen“.

(RP)
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