Leverkusen Messerattacke - Lokführer greift ein

Leverkusen · Polizei ermittelt gegen 15-Jährigen. Er soll Schüler auf dem Gleis bedroht haben. Bahn-Mann nahm ihm Stichwaffe ab.

Aus einem Gleis des Bahnhofs Leverkusen-Mitte zog ein Jugendlicher ein Messer und zwang so den Lokführer einzugreifen.

Aus einem Gleis des Bahnhofs Leverkusen-Mitte zog ein Jugendlicher ein Messer und zwang so den Lokführer einzugreifen.

Foto: Ralph Matzerath

Am Bahnsteig in Leverkusen-Mitte soll ein Jugendlicher am Mittwoch versucht haben, Schüler mit einem Messer anzugreifen. Der Lokführer griff ein und nahm dem 15-Jährigen das Messer ab. Der Vorfall ereignete sich gegen 13 Uhr am Bahnsteig in Wiesdorf. Die Pressestelle des Kölner Präsidiums, das für Leverkusen zuständig ist, bestätigte, dass es zu einer versuchten gefährlichen Körperverletzung mit einem Messer gekommen ist. Die Kripo ermittelt.

Der Lokführer berichtet über den Vorfall im Gespräch mit unserer Redaktion. Er sei mit seinem Zug auf der Linie S 6 gerade in den Bahnhof eingefahren, als er einen Pulk junger Leute am Bahnsteig bemerkte. Plötzlich sei darin ein Messer aufgetaucht. "Ich dachte mir, das ist jetzt doof, was da passiert", sagt der Mann. "Als die Lok zum Stehen gekommen war, habe ich den Zug gesichert, bin raus auf den Bahnsteig gegangen und habe dem Jungen das Messer abgenommen." In dem Moment sei auch schon ein Lehrer zu der Gruppe dazugestoßen. Offenbar habe es sich bei den Beteiligten um eine Schulklasse gehandelt.

Der Lokführer war es dann auch, der über seinen Fahrdienstleiter die Polizei alarmierte. Das Messer habe er im Führerstand der Lok aufbewahrt und den Angreifer im Blick behalten, bis die Polizei eintraf. Laut Polizei wurde der 15-jährige Tatverdächtige seinen Eltern übergeben. Durch die polizeilichen Ermittlungen kam es zu Verspätungen im Bahnverkehr.

Messerattacken werden offenbar immer häufiger. In der offiziellen Polizeistatistik werden sie zwar nicht gesondert erfasst. Eine Recherche der Pressestelle des Kölner Präsidiums ergab für Köln/Leverkusen für 2017 59 Vorgänge, in denen Messer eine Rolle spielen, berichtet Polizeisprecher Lutz Flaßnöcker auf unsere Anfrage. Im Laufe dieses Jahres wurden bereits 40 solcher Fälle registriert.

Mit dem jüngsten Fall wird eine Anfrage des Leverkusener Ratsherren Friedrich Busch brandaktuell, die der FDP-Politiker Mitte Juni nach der tödlichen Messerattacke eines 17-Jährigen gegen eine 15-Jährige in Viersen an das Kölner Präsidium gestellt hatte. Darin schlägt Busch, der selbst Lehrer an einer Berufsschule ist, neben einer gezielten Aufklärung in Schulen vor, die Berliner Präventionsmaßnahme "Messer machen Mörder" auch für Leverkusen zu übernehmen. "Dabei handelt es sich um ein von der Polizei durchgeführtes themenbezogenes Unterichtsangebot an Berliner Schulen als Ergänzung zu herkömmlichen Anti-Gewalt-Präventionsmaßnahmen", schreibt Busch in seiner Anfrage an das Präsidium. Dazu sagt Polizeisprecher Flaßnöcker: "Organisation und Aufgabenzuweisung der Berliner Polizei sind nicht mit der Polizei Köln deckungsgleich. Die Aktivität des PP Berlin zum Thema ,Messer machen Mörder' wurde im Juli 2017 in der Kriminalinspektion 6 geprüft. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Inhalte mit dem bestehenden Angebot des Kommissariats Kriminalprävention/Opferschutz abgedeckt werden."

(RP)
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