Leverkusen Mehr Mädchen in die technischen Berufe

Leverkusen · NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze gab gestern im Berufskolleg Opladen den Startschuss für das zdi-Netzwerk cLEVer, das bei Kindern und Jugendlichen Interesse an Technikberufen weckt.

 NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, mit Schutzbrille wie die Schülerinnen, lässt sich ein Experiment erklären.

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, mit Schutzbrille wie die Schülerinnen, lässt sich ein Experiment erklären.

Foto: Uwe Miserius

Fachkräftemangel zeigt sich in verschiedenen Bereichen schon heute. Aber bis 2020 fehlen, so die Prognosen, in Deutschland rund 600 000 Beschäftigte in mathematisch-naturwissenschaftlichen, Informatik- und Technik-Berufen. "In Leverkusen als klassischer MINT-Standort und die Region mit vielen Technik-Betrieben wird das Thema eine große Rolle spielen", erklärte Wirtschaftsförderungs-Geschäftsführer Dr. Frank Obermaier gestern, weshalb die WFL von Anfang an Partner des zdi-Netzwerks cLEVer war. Gestern wurde im Berufskolleg Opladen die Gründungserklärung unterschrieben.

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze gab den offiziellen Startschuss. "Wir leben in einem Industrieland und wollen, dass sich junge Menschen für Technik begeistern", fasste sie die Ziele zusammen, die viel einfacher und klarer sind, als der sperrige Name des Netzwerkes mit dem Anfangskürzel zdi (Zukunft durch Innovation in Nordrhein-Westfalen). Die Ministerin betonte die Absicht, das Interesse bei Schülerinnen zu wecken. In der Grundschule sei das Verhältnis von MINT-begeisterten Jungen und Mädchen noch gleich, mit der Pubertät kippe es. "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen an der Neugier packen", forderte Svenja Schulze, "und das geht nur, wenn sie etwas Praktisches machen können." Genau da setzt das Leverkusener Netzwerk, das gestern als 43. seiner Art in NRW an den Start ging, an. Die Gründungs-Partner, Schulen und größere Wirtschaftsunternehmen, sowie die Fachhochschule, die demnächst ihren Campus in der Neuen Bahnstadt Opladen hat, wollen keinen closed shop bilden, sondern ausdrücklich weitere hinzugewinnen. Vor allem aus dem Kreis der kleineren und mittleren Betriebe, die den überwiegenden Teil der Arbeitsplätze stellen. "Die Kleineren haben es besonders schwer, sich am Arbeits- und Ausbildungsmarkt durchzusetzen, dabei sind sie nicht weniger innovativ ", sagte Obermaier.

In den wenigsten Familien gebe es heute noch Garagen, in denen gebaut, gebastelt und ausprobiert werde, oder den Großvater, der mit seinem Enkel den Traktor zusammenschraube, meint Thea Kuhs, Schulleiterin des Berufskollegs. Der Traum, hierfür künftig einen entsprechend ausgestatteten Raum oder Treffpunkt zu haben, könnte durch Sponsoring innerhalb des zdi-Netzwerkes in Erfüllung gehen. Die weiterführenden Schulen hätten sich vorgenommen, auf solche Angebote hinzuweisen und Teilnahmen während des Ganztages zu ermöglichen. Kinder und Jugendliche wolle man direkt über Facebook und eine eigene App, beziehungsweise eine Homepage erreichen.

Auf der Homepage sind schon konkrete praktische Angebote aufgelistet: beispielsweise Fahrradreparatur, Styroporschneiden, Amateurfunk, Modellbau, außerdem Lötübungen oder Grundlagen maschineller Metallbearbeitung, die auch Inhalte bei der Berufsausbildung sind. Themen seien schnell gefunden, sagte Joachim Ferrier, der als technischer Ausbildungsleiter bei Federal-Mogul feststellt, dass die Qualität der Bewerber abnimmt. Er setzt deswegen auf eine MINT-Bildungskette mit Angeboten vom Kindergarten bis zu Ausbildung und Studium. Oberbürgermeister Rainhard Buchhorn lobte die finanzielle Unterstützung der Sparkasse und hofft, dass sich weitere Wirtschaftsunternehmen anschließen.

(RP)
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