20.000 Reiseleiter Europa ist mehr als Bankenrettung und Shitstorm

Leverkusen · Markus Barth stellte jetzt sein Buch „20.000 Reiseleiter“ vor, das von seiner Reise quer durch die EU handelt.

 Markus Barth liest aus „Zwangzigtausend Reiseleiter“

Markus Barth liest aus „Zwangzigtausend Reiseleiter“

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Markus Barth ist ein Europafan. Und der Comedian und Autor macht das auch gerne öffentlich. Als er sich vor einiger Zeit von 20.000 Leuten durch ganz Europa schicken lassen wollte, rechnete er zunächst mit Gegenwind. Doch das Gegenteil war der Fall: Der 42-Jährige gelangte in die geheimsten Ecken, sah die schönsten Dinge und lernte viele Menschen kennen. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das ein Plädoyer für Europa ist.

„20.000 Reiseleiter“ beschreibt eine wahre Geschichte. Als sich Barth mit Wohnmobil, Hund und Mann auf den Weg über den ganzen Kontinent machen will, macht sich das Gespann keinen Plan. Sie fragen 20.000 Leute über soziale Netzwerke nach Geheimtipps. Dabei kamen sie in vier Monaten ordentlich herum. Unter anderem bemerkte Barth, dass Slowenien gar nicht so sehr das Leverkusen Europas ist. Es hat mehr etwas von Neuseeland. „Ich wäre nie nach Slowenien gefahren, man macht ja auch keinen Romantikurlaub auf dem Bayer-Gelände.“ Bisher nämlich war Slowenien nur das Land, durch das man auf dem Weg nach Kroatien durch musste. So wie Leverkusen die Stadt sei, durch die man durch müsse, wenn man nach Köln wolle. „Da ist man fast zu Hause – und dann kommt noch Leverkusen.“ Und damit der Stau.

Diese Aussagen sind wohl der Grund, warum Barth in der Stadtbibliothek sitzt und aus seinem Buch liest. Diesmal also musste er auf seiner Durchfahrt anhalten. Ein Umstand, der ihn genauso amüsierte, wie die unzähligen Aspirin auf dem Pult.

Festzuhalten ist, dass das Buch nichts für Europamuffel ist. Die Geschichte von einer Raftingtour in der atemberaubenden Landschaft von Slowenien, die an Neuseeland erinnert, ist nur eines von vielen Plädoyers für ein geeintes Europa. „Natürlich ist es eins. Wenn man vier Monate unterwegs ist und nicht einmal den Pass vorzeigen muss, ist das doch großartig“, betont Barth. Natürlich seien die Menschen verschieden, doch gebe es keine Stereotypen. Und verbinde die Menschen in Europa ihre gemeinsame Geschichte – die so reichhaltig sei. „Es fühlt sich schon so an, als seien die Grenzen willkürlich gezogen.“

Angetrieben wurde Barths Reise von dem Wunsch nach Antworten und einem positiven Gefühl. Die Entscheidung zum Brexit war gerade ein Jahr alt, in Deutschland stand eine schwierige Bundestagswahl bevor. Barth wollte wissen: Ist Europa mehr als nur Bankenrettung und Shitstorm? Als das Gespann in Bielefeld losfuhr, ahnte es noch nicht, welch tolle Zeit vor ihnen liegen würde. Und ganz nebenbei konnte auch die Frage beantwortet werden: Natürlich ist es das.

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