Zum Sterben zurückgelassen Leverkusener Tierärztin rettet blinden Mischling vor Kältetod

Leverkusen · In Leverkusen haben Tierhelfer einen völlig verwahrlosten Hund an einem See aufgelesen. Seine Besitzer hatten ihn offenbar zum Sterben zurückgelassen.

 Der ausgesetzte Hund "Oulu"

Der ausgesetzte Hund "Oulu"

Foto: Daniela Geldmacher

Als Mitarbeiter der "Dogman Tierhilfe" in den späten Abendstunden bei Daniela Geldmacher anriefen, ahnte die Tierärztin nicht, was auf sie zukommen würde. Die Helfer hatten einen Hund aufgelesen, der in einem derart erbärmlichen Zustand war, dass es die seit acht Jahren praktizierende Veterinärmedizinerin schockierte. Gefunden hatten sie das Tier am Oulusee, wo es offensichtlich zum Sterben zurückgelassen wurde.

"Er war von oben bis unten voll mit Flohdreck und sein Fell war an den Hinterläufen so verfilzt, dass es die Haut aufgeschürft und die Blutzufuhr oberhalb der Sprunggelenke abgeschnitten hat", sagt die 47-Jährige, die ihre Praxis an der Carl-von-Ossietzky-Straße betreibt. Eines seiner Beine sei aufgrund einer Entzündung doppelt so dick wie normal gewesen. Sogar eine Amputation erwog die Ärztin zunächst, doch letztlich klappte es auch ohne den drastischen Eingriff. "Es war sehr knapp", sagt Geldmacher.

Hund macht gute Fortschritte

Der ungechippte und markenlose Hund sei schon länger verwahrlost gewesen. Sein Zustand lasse kaum einen anderen Schluss zu. "Er wurde in eine Decke eingewickelt und am See abgelegt. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war bitterkalt." Eigentlich, betont sie, sei das ein Todesurteil. "Er ist schätzungsweise 13 Jahre alt, hat Herzprobleme, kann nicht mehr richtig sehen und ist taub." Was seine Besitzer ihm vorsätzlich angetan hätten, sei grausam.

 Der hochbetagte "Oulu" ist übern Damm. Dafür war allerdings eine intensive medizinische Behandlung notwendig.

Der hochbetagte "Oulu" ist übern Damm. Dafür war allerdings eine intensive medizinische Behandlung notwendig.

Foto: Daniela Geldmacher

Inzwischen geht es "Oulu", so taufte sie den Vierbeiner, deutlich besser. Allerdings war dafür ein breites Spektrum tierärztlicher Betreuung notwendig. "In der ersten Nacht haben wir ihn stabilisiert, das Fell entfilzt und die Wunden versorgt", erklärt Geldmacher. "Dazu gab es Infusionen, das dringend notwendige Herzmedikament und Antibiotika - zum Glück hat er noch einen gesunden Appetit." Hätte er das Fressen verweigert, wäre das sein Ende gewesen. "Er hat sich aber sehr gut erholt und ist jetzt gut drauf", beschreibt die Retterin ihren hochbetagten Pflegefall. Der Zustand sei stabil. "Inzwischen will er sogar wieder nach draußen. Die Regeneration geht schnell voran."

Besitzern auf der Spur

Derweil habe sie auch einen anonymen Hinweis erhalten, der den Weg zu den Besitzern weisen könnte. Eine Anzeige wegen Tierquälerei hat die 47-Jährige bereits erstattet. Mit Hilfe des Veterinäramtes will sie erreichen, dass sich die Halter nie wieder ein Tier anschaffen dürfen. "Dafür werde ich alles tun, was ich kann", betont sie.

Und wie geht es nun mit "Oulu" weiter? Er bleibt vorerst bei seiner Retterin. Es gibt ein Arrangement mit dem Tierheim Leverkusen. Wer Interesse hat, dem Malteser-Mischling einen schönen Lebensabend zu bereiten, soll Kontakt mit dem Heim aufnehmen. "Er ist jetzt so alt und hat so viel durchgemacht - er muss jetzt nicht auch noch ins Tierheim. Also bleibt er bei mir, bis er in gute Hände vermittelt werden kann." Es gebe bereits viele Anfragen.

Info Tierheim Leverkusen, Reuschenberger Straße 100, Tel.: 02171 -299401.

(RP)
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