Leverkusen Märchen und Moderne

Leverkusen · Das "Scapino Ballett Rotterdam" beendete mir einer höchst eindrucksvollen Aufführung die Spielzeit des Bühnentanzes von Bayer Kultur im Erholungshaus.

 Brückenschlag auf der Tanzbühne des Erholungshauses mit dem "Scapino Ballett Rotterdam"

Brückenschlag auf der Tanzbühne des Erholungshauses mit dem "Scapino Ballett Rotterdam"

Foto: Joris-Jan Bos

Mit dem "Scapino Ballett Rotterdam" hat Bayer Kultur im Erholungshaus eine extravagante Compagnie eingeladen. Warum Scapino zu den führenden Compagnien der holländischen Tanzszene gehört, bewies sie mit drei sehr unterschiedlichen Stücken, die sich mit höchst aktuellen Themen, aber auch mit Märchenhaftem beschäftigten.

Mit "While we can", ein 24-minütiges Stück von Felix Landerer, das im vergangenen Jahr in Rotterdam Premiere feierte, beschrieben die Akteure die Kehrseite der modernen Kommunikation und die Schwierigkeiten echten menschlichen Kontakts in Zeiten von sozialen Netzwerken. Das technisch höchst anspruchsvolle futuristische Stück wirkte fremd und bedrückend. Christof Littmanns Musik unterstrich die Atmosphäre mit progressiv-aggressiven Tönen.

Ein sehr kurzweiliges Stück, dass viel Lebensfreude aber auch Komisches bot, hieß "Prince". Choreograph Martin Harriague inszenierte eine eigene Interpretation von Prinz Charming, der Dornröschen zum Leben erweckt. Eindrucksvolle Kostüme von Mieke Kockelkorn sowie die Verwirrung von Geschlechtern und Erscheinungen boten den Zuschauern viel Gelegenheit zum Schmunzeln. Die gewöhnlichen und unvollkommenen Helden dieser Choreographie brachen mit der Ästhetik des Balletts und hinterfragten tabulos die Rolle des Prince Charming.

Das längste und zugleich eleganteste Stück des Abends bot der künstlerische Direktor Ed Wubbe. "Le chat noir" - die schwarze Katze - war ein weiterer Schritt in eine mehr theatralische Richtung, in dem die Bühnendekorationen und die Wahl der Musik mit einem szenischen Tanzstil kombiniert wird und dabei eine starke Präsenz und Wandlungsfähigkeit der Tänzerinnen zeigt. Benannt wurde das Stück nach dem berüchtigten Pariser Theatercafé des 19. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass hauptsächlich französische Musik dieses Stück begleitete, wobei Tanz, Musik und Varieté miteinander verschmelzen. Dabei wurde einprägsam dargestellt, wie das Leben eines Künstlers tatsächlich oftmals aussieht: einsam.

Ed Wubbe ist es gelungen, kunstvolle Ausdrucksformen des Tanzes in höchst unterhaltsamer Form zu gestalten. Das gefiel auch dem Publikum, das die Compagnie mit Ovationen feierte und sich mit viel Applaus bedankte.

Es war ein großartiger und würdiger Abschluss des Bühnentanzes in dieser Spielzeit. Im kommenden Oktober geht es für Ballettfreunde weiter. Denn dann kommt das Bundesjugendballett zurück auf die Bühne des Erholungshauses.

Das Programm der neuen Spielzeit ist im Netz unter www.kultur.bayer.de zu finden oder liegt im Erholungshaus als Broschüre zur freien Mitnahme aus.

(RP)
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