Männerchor Germania Kleines, feines Oktoberfest 

Opladen · Bayerische Tradition: Männerchor Germania erkannte den Trend,  bevor er da war.

 Hoch die Maß (v.l.): Wolfgang Herweg, Hans Herold, der  80 Jahre alt wurde, Elffie Hennes, Hartmut Westhäuser und Vorsitzender Bernd Frank.

Hoch die Maß (v.l.): Wolfgang Herweg, Hans Herold, der  80 Jahre alt wurde, Elffie Hennes, Hartmut Westhäuser und Vorsitzender Bernd Frank.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Das kleine und feine Sängerheim des Männerchors Germania aus Opladen erstahlte am Wochenende im ungewöhnlichen Gewand. Ganz in Blau und Weiß hatten die Sänger ihr zweites Zuhause getaucht. Aus der Küche roch es nach Sauerkraut und zünftigem Essen. Auch für den letzten Besucher war damit sofort klar: Es ist Oktoberfest!

Ein Fest im kleinen Rahmen hatte der Chor da auf die Beine gestellt. Doch eben genau das störte in dem von bayrischer Musik erfüllten Raum niemanden – im Gegenteil. Gerade der kleine Kreis war es, der die Gesellig- und Gemütlichkeit ausmachte. Die rund 100 Besucher aus Sängern und Freunden des Chors waren sich einig: Das Original auf der Münchner Theresienwiese ist deutlich zu groß.

Der 70-jährige Hartmut war schon einmal zwischen Käferzelt, Dirndl und riesigen Fahrgeschäften in Bayerns Landeshauptstadt unterwegs – und er weiß zu berichten: „Das ist mir da alles zu groß.“ Und überhaupt gehe es dort vielen Besuchern nur noch darum, sich vollends zu betrinken, bis sie nicht mehr geradeaus gehen könnten.

Hartmut wurde dort nicht glücklich. Ganz anders am Samstagabend im gemütlichen Sängerheim. Lächelnd stand der 70-jährige Sänger da. Schnell wurde der Blick auf seine dunkelgrüne Lederhose frei. „Die hat rund 300 Euro gekostet“, erklärte er grinsend und fügt fingerzeigend hinzu: „Das ist echtes Ziegenverlour.“

Für ihn ist die spezielle Hose quasi Freizeitbekleidung, so oft wie er im Urlaub in den Alpen unterwegs ist. Und überhaupt, erzählte er schelmisch lachend, habe sich herausgestellt, dass die Tracht beim weiblichen Geschlecht besonders gut ankomme.

Germania-Vorsitzender Bernd Frank erzählte, der Verein feiere sein kleines Oktoberfest bereits seit dem Jahr 1990. Deshalb, so betonte er, renne man da keinesfalls dem Trend hinterher, da derzeit ja in jeder Stadt Oktoberfeste wie Pilze aus dem Boden sprießen.

Auch Frank konnte bereits Eindrücke vom Münchner Original sammeln – und auch er ist nicht begeistert. Dann doch lieber Ausrichter des eigenen Festes, mit vielen engen Freunden. „Unsere Frauen haben sich bereit erklärt, in der Küche Schweinshaxen, Weißwürste und Lebekäse zuzubereiten“, sagte der 72-Jährige froh.

Der Klub hat 120 Mitglieder, 70 davon singen aktiv. Dabei handele es sich nicht mehr nur um Lieder der alten Schule. Nein, auch Popsongs aus der Neuzeit gehörten mittlerweile zum Repertoire. Junge Menschen ziehe es dennoch nicht zu ihnen, gibt Frank etwas traurig zu. Man habe die gleichen Probleme wie so viele andere Vereine.

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