Leverkusen Luftretter proben in Hitdorf den Ernstfall

Leverkusen · Kurz nachdem der Mann in den Rhein gefallen war, nahte schon die Rettung aus der Luft. Bevor er in den Fluten versinken konnte, flog ein Hubschrauber heran und kreiste über der Absturzstelle. Ein speziell ausgebildeter Luftretter ließ sich am Seil herab, seilte den Mann an einen Haken und hievte ihn mit Hilfe einer Seilwinde hinauf in den Helikopter.

 In Hitdorf - in der Nähe des Fähranlegers - haben gestern Bundespolizei, Fliegerstaffel West, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes Rettungen aus dem Wasser geübt.

In Hitdorf - in der Nähe des Fähranlegers - haben gestern Bundespolizei, Fliegerstaffel West, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes Rettungen aus dem Wasser geübt.

Foto: Uwe Miserius

Zum Glück handelte es sich bei dem Szenario nur um eine Übung. Rund 25 Spezial-Einsatzkräfte der Bundespolizei, Fliegerstaffel West, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG und der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes, probten gestern den Ernstfall in der Nähe des Fähranlegers am Rhein in Hitdorf. Die Übung soll sicherstellen, dass Menschen in Notsituationen schnell aus dem Wasser gerettet werden.

Hinter diesem Manöver steckt ein bislang in Deutschland einmaliges Konzept, bei dem diverse Hilfsorganisationen bei der so genannten "Hubschrauber gestützten Wasserrettung" Hand in Hand arbeiten. Die Beteiligten trainieren Rettungstechniken im Wasser und zu Land, Abseilen aus Höhen, Seiltechniken und medizinische Hilfe. Alle Helfer müssen sich blind vertrauen und aufeinander verlassen. Nur so ist sichergestellt, dass sie bei Hochwasser routiniert eingreifen können. Denn wenn der Pegel erst so hoch gestiegen ist, dass die Aussicht auf Rettung gegen Null tendiert, sind die Luftretter die letzte Hoffnung für Opfer. Zum ersten Mal angeregt wurde die gemeinsame Probe nach dem Hochwasser der Elbe im Jahr 2002. Seit 2005 finden jährliche Übungen nach einheitlichen Standards statt. Diese werden immer wieder überarbeitet und ständig verbessert. Die Finanzierung übernimmt der Katastrophenschutz des Bundes.

In Hitdorf haben die Luftretter schon mehrfach geprobt, jeweils im Frühjahr und im Herbst. Der Ort, sagte Pressesprecher David Böll, sei einfach ideal. Zum einen liege er für alle Beteiligten relativ zentral in der Rheinaue, biete gute Landemöglichkeiten für die beiden Hubschrauber der Bundespolizei und ausreichend Platz für die benötigte Logistik. Zum anderen sei die Genehmigung einfach zu bekommen, da das Grundstück Eigentum des Wasserschifffahrtsamtes und somit des Landes Nordrhein-Westfalen sei.

Jedoch stellte die Fließgeschwindigkeit des Rheins die Retter gestern vor erhöhte Schwierigkeiten. Die Zusammenarbeit zu trainieren war also ganz besonders wichtig. "Es ist eine gute Fortbildung für Piloten, Windenbediener und Flugtechniker", sagte der für den fliegerischen Part verantwortliche Polizeihauptkommissar Joerg Bayer. Zum Team gehören darüber hinaus insgesamt 16 Luftretter, so genannte Air Rescue Spezialists (ARS). Zehn von ihnen trainierten über Stunden hinweg. Jede Frau und jeder Mann ließ sich dreimal aus einem der beiden Transporthubschrauber per Winde herab - und erfüllte somit die Vorschrift, die zum Scheinerhalt jedes Jahr von neuem nötig ist.

Gab es schon mal Beschwerden wegen des Krachs? Zum Glück nicht, sagte Böll. Er sei sehr froh über das Verständnis der Anwohner. Hätte es nicht in Strömen geregnet, wären sicherlich dutzende von ihnen stehen geblieben. So aber waren Hundebesitzer die einzigen, die ihre Tiere am Rheinufer ausführten, kurz aufblickten und schnellen Schrittes durch den starken Regen weiter eilten.

(RP)
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