Leverkusen Lucas-Gymnasium: Ausstellung als Abiprojekt

Leverkusen · Wie praktisch, wenn die Gestaltung von Plakaten schon Teil der Veranstaltung ist. Zwei Wochen lang hingen die gemalten Hinweise auf die Eröffnung der Ausstellung im Kunsttrakt des Landrat-Lucas-Gymnasiums, am Tag vorher wurden sie ausgetauscht gegen die eigentlichen Exponate, alles Arbeiten, die im Kunstleistungskurs der Stufe 13 entstanden sind.

Beim Kunst-LK besteht eine fünfstündige Klassenarbeit im Abschlussjahrgang nicht aus vielen beschriebenen Blättern, die auch noch mit roter Tinte korrigiert wurden. Das Ergebnis dieser Klausuren sind beispielsweise feine Bleistiftzeichnungen, die nicht einmal dringend mit Namen versehen sein müssen, weil die Köpfe ihrer Urheber erkennbar auf das Papier gebannt wurden.

Das Selbstporträt — und zwar in verschiedenen Ausführungen und unter mehreren Gesichtspunkten — ist großes Thema der Stufe 13 und damit auch der großen Abiturarbeit in Acryl, die als Hausarbeit angefertigt wird. Sich selber verortetet darzustellen an einem besonderen und für einen selbst wichtigen Platz, das war in diesem Schuljahr die Aufgabe, erklärt Lehrer Christoph Kerber, der mit 24 Schülern einen besonders großen Kurs zu betreuen hatte. Diese Abi-Arbeiten bilden den Hauptteil der Ausstellung, die noch mindestens bis zum Ende des Schuljahres im roten Kunst-Bau der Schule zu sehen ist.

Die wenigsten, die das Fach als Schwerpunkt in der Oberstufe wählen, streben einen kreativen Beruf an. Jelena Weihermüller würde gerne Kunst studieren, vorausgesetzt, sie schaffte die Aufnahme an der Dresdener Kunstakademie. Bis Januar hat sie noch Zeit, eine Mappe zu erstellen, mit der sie sich dort bewerben kann.

Die jetzt ausgestellten Schularbeiten werden wohl dazu gehören. Auf der großen Leinwand hat sie sich selbst in einer eher bedrohlichen, jedenfalls nicht ganz eindeutigen Situation dargestellt. An ihr Bett gelehnt scheint sie die Geborgenheit des vertrauten Zimmers zu suchen, die aber gestört wird vom Vollmond, der alles in befremdlich blaues Licht taucht. Eine Rose, die aus der umgekippten Vase gerutscht ist, versteht man als Metapher für Vergänglichkeit.

Während sich die meisten im Kurs in Traumlandschaften gezaubert haben, entschied sich Laura Meier für stürmischere Gefühle. Weil sie gerne segelt, lag es nahe, das Selbstbildnis auf einem Boot zu verorten. Nur setzte es die Abiturientin, die am liebsten Kommunikationsdesign studieren möchte, der rauen See aus. Sie hat das Steuer in der Hand, ist aber sichtlich erschrocken über die Urgewalten, die gerade wie der Abistress über sie hereinbrechen.

(kno)
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