Leverkusen Löste eine Lichterkette den schweren Brand aus?

Leverkusen · Der Brandeinsatz an der Hamberger Straße am Mittwoch dauerte für die Feuerwehr länger - die Flammen griffen auch aufs Hausdach über. Ursache für den Brand könnte eine defekte Lichterkette gewesen sein.

Ganz schön hoch, diese auf 23 Meter ausfahrende Drehleiter: Feuerwehrmann Heiko Dummer demonstriert die Möglichkeiten des Rettungsgerätes.

Ganz schön hoch, diese auf 23 Meter ausfahrende Drehleiter: Feuerwehrmann Heiko Dummer demonstriert die Möglichkeiten des Rettungsgerätes.

Foto: Miserius

Anleitern, das ist nicht Hochdeutsch für "fensterln", sondern ein Fachausdruck in der Feuerwehrsprache und bedeutet eben, die Drehleiter an ein Fenster zu bringen, um darüber auf dem so genannten zweiten Rettungsweg Menschen aus Gefahrensituationen in Sicherheit zu bringen. Mittwochabend schafften das die Bewohner der oberen Etagen eines Mehrfamilienhauses an der Hamberger Straße bei einem Feuer (wir berichteten) noch selbst - mithilfe der Feuerwehr über das reguläre Treppenhaus. Die Drehleiter wurde dennoch ausgefahren. Von ihr aus wurden die Balkone des Hauses ausgeleuchtet, um zu beobachten, ob sich das Feuer von einem Balkon in der achten Etage per Funkenflug auf andere Balkone ausbreitet.

Die Bewohner und Einsatzkräfte hatten am Mittwochabend Glück. Keine weitere Wohnung wurde von Flammen heimgesucht. Das Feuer hatte vom Balkon aufs Wohnzimmer und auf einen weiteren Raum übergegriffen. Bei den Nachlöscharbeiten stellten die Einsatzkräfte - wegen der starken Rauchentwicklung hatte Einsatzleiter Martin Gäde noch weitere Feuerwehrleute zum Brandort an der oberen Hamberger Straße beordert - fest, dass sich das Feuer bis aufs Dach ausgebreitet hatte: "Das Dach wurde im Bereich der Brandstelle mittels Motorsäge geöffnet und angebrannte Isolierung gelöscht", berichtet Einsatzleiter Gäde.

Der ausgedehnte Balkonbrand hatte zudem einen größeren Wasserschaden zur Folge, weil "in der Brandwohnung Teile der Heizungsleitung platzten". Diese Wohnung ist nicht mehr bewohnbar, sagt die Feuerwehr. Die konnte samt Kräften der Lützenkirchener und Steinbücheler Freiwilligen Feuerwehr erst nach vier Stunden, um 22.40 Uhr, von dem Einsatz abziehen.

Währenddessen waren die Bewohner des Hauses in ihre Wohnungen zurückgekehrt, die gesperrte Straße - zwei Linienbusse der Wupsi hingen wegen der Sperrung fest - war von der Polizei wieder freigegeben, die Feuerwehr-Drehleiter eingefahren.

Im gesperrten Straßenstück um das betroffene Haus waren mehr als ein Dutzend Feuerwehrfahrzeuge aufgefahren. Allein die Drehleiter braucht Platz. "Wenn sie zwölf Meter weg vom Gebäude steht, kann sie bis auf 23 Meter Höhe ausgefahren werden", erläutert Jörg Gansäuer, zuständig für Gefahrenabwehr bei der Feuerwehr Leverkusen. Heißt im Umkehrschluss: Über sie können Menschen aus Häusern, bei denen die "Oberkante Fußboden vom letzten Aufenthaltsraum in 22 Metern Höhe liegt" (Gansäuer), gerettet werden.

Umgerechnet sind das laut Gansäuer ungefähr die siebte oder achte Etage eines Gebäudes. So wie beim betroffenen Haus an der Hamberger Straße. Damit fällt das Wohnhaus dort aus gesetzlicher Sicht noch nicht unter die Rubrik Hochhäuser. Gebäude mit mehr Etagen schon. Dann kann aus noch höheren Bereichen nicht mehr mit der Drehleiter gerettet werden, sie ist schlicht zu kurz. "Dort ist vorgeschrieben, dass es einen baulichen zweiten Rettungsweg gibt", erläutert Gansäuer. "Also etwa einen Sicherheitstreppenraum, in dem zum Beispiel ständig Überdruck herrscht" (damit kein Rauch eindringt). Längere Drehleitern als die der Leverkusener Berufsfeuerwehr seien in NRW nicht im Einsatz. "Die Drehleitern der Feuerwehren sind genormt. Ausnahme: Bei Werkfeuerwehren kann es eventuell größere geben", erzählt Gansäuer.

Aber auch die 23 Meter können für diejenigen, die raufsteigen müssen, ganz schön hoch sein. "Der Einsatz der Drehleiter, also das Anleitern, wird bei uns regelmäßig geübt." Bei Einstellungstests ließe die Feuerwehr Anwärter die Leiter hochklettern, damit sie ein Gefühl für die Höhe bekämen.

Ein viel kleineres technisches Accessoire könnte der Auslöser für den Brand gewesen sein. Nach RP-Informationen soll eine defekte Lichterkette auf dem Balkon infrage kommen. Die Polizei kommentierte dies nicht. Die Brandermittler hätten die Arbeit aufgenommen, sagte eine Polizeisprecherin nur.

(RP)
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