Sieben Wochenmärkte in Leverkusen betroffen Löst Stadt Vertrag mit der Marktgilde?
Leverkusen · Beim bundesweit tätigen Betreiber der Leverkusener Wochenmärkte werde „das Engagement mit Gießkannen gegossen“, sagt Markus Pott, Ratsherr von Opladen Plus. Nachdem sich die Beschwerden häuften, entscheidet der Rat nun über eine Kündigung zum 31. Dezember.
Donnerstags ist Markttag in Opladen – eigentlich ein Tag, an dem das Leben in der Innenstadt „einmal in der Woche ist wie früher“, sagt Markus Pott, Leverkusener Ratsherr der Wählergruppe Opladen Plus. Doch seit 2017, als die Marktgilde, eine bundesweit tätige Genossenschaft, in Leverkusen die Organisation der sieben städtischen Märkte übernommen hat, gebe es „überall Knirsch“, betont Pott. Unpünktlichkeit der Marktleiter, teure Standgebühren, weniger Anbieter, darauf ließen sich die Klagen zusammenfassen. Ab Juli 2023 könnte die Zusammenarbeit mit der Marktgilde beendet sein, denn die einzelnen Bezirksvertretungen beraten aktuell über eine Kündigung. Mitte Dezember entscheidet der Rat darüber.
„Wir sind froh darum, dass es nun so kommt. Denn eigentlich haben wir fünf Jahre verloren“, betonen Markus Pott und sein Mitstreiter und OP-Plus-Ratsherr Oliver Faber. Schon bevor die Marktgilde, die sich bei der Ausschreibung der Märkte als einzige beworben hatte, ihre Aufgaben in Leverkusen aufgenommen hatte, war Opladen Plus nicht überzeugt von deren Angebot. Pott merkte in einer Sitzung der Bezirksvertretung damals an: Das Konzept der Marktgilde sei „sehr blass“, denn die Vision für den Opladener Wochenmarkt waren „ein weiterer Fischstand“ und ein bis zwei „zusätzliche Blumenstände“. Er fragte: „Damit will die Gilde den Markt in Schwung bringen?“ Außerdem kritisierte er den niedrigen Preis, den die Genossenschaft für die Märkte an die Stadt zahlte. Deshalb forderte er damals auch, dass die Ausschreibung ein zweites Mal durchgeführt und die Standorte einzeln organisiert werden sollten. Das lehnte der Rat 2017 allerdings ab. Schon in der Bezirksvertretung II, für Opladen zuständig, hatte Pott wegen seiner Kritik Schelte einstecken müssen „Wir wollen nicht schon wieder alles kaputtreden“, mahnte etwa Martin Krampf (SPD).
Die Entscheidung soll nun aber neu getroffen werden, denn in allen drei Bezirksvertretungen steht die Kündigung auf der Agenda. Mit der Marktgilde hatte die Stadt einen Vertrag für fünf Jahre geschlossen, zwei Jahre vor Ablauf der Zeit kann er wechselseitig gekündigt werden. Abgegeben hatte die Stadt die Märkte, weil sie sie seit 2010 mit einer Unterdeckung von 20 Prozent fuhr. „Wenn die Stadt die Märkte weiterführt, gibt es bald eine Erhöhung der Standgebühren, außerdem müssten auch wir dann nach Quadratmetern abrechnen. Das wird für die Beschicker keinesfalls günstiger als bei der Marktgilde“, führte damals Michaele Drescher von der Stadt aus.
Wenn der Vertrag aufgehoben wird, will die Stadt die Märkte „nicht mehr als Ganzes, sondern bezirks-, beziehungsweise stadtteilbezogen“ ausschreiben und die Regionalität in den Vordergrund rücken, heißt es nun im Beschlussentwurf. Pott und Faber könnten sich vorstellen, dass Werbegemeinschaften Märkte übernähmen. Kleine Gruppen mit nur zwei oder drei Ständen wie in Lützenkirchen könnten ihren Markt am selbst organisieren, weil sie wüssten, was sie brauchen, schlugen die Ratsherren vor. Auch Stände mit Spezialitäten, die es woanders nicht gebe, seien eine Idee. Oder: Die Zeiten bis in den Nachmittag oder Abend hinein zu verlegen, um auch die Menschen zu erreichen, die vormittags keine Zeit zum Marktbesuch hätten.
Zuletzt hatte auch die SPD in Alkenrath und Schlebusch in einem Brief an OB Uwe Richrath angemerkt, dass die Attraktivität der Märkte dort „deutlich abgenommen“ habe. Es seien nur nur noch wenige Stände vorzufinden. Entschieden wird am Montag, 13. Dezember, im Rat.