Leichlingen Löschschaum im Trinkwasser

Leichlingen · Das Großfeuer in einer Leichlinger Papierfabrik sorgte auch einen Tag danach für große Aufregung: Löschmittel waren ins Trinkwasser geraten. 1.800 Haushalte waren gestern auf die Wasserversorgung durch das THW angewiesen. Viele Bürger kritisierten die Informationspolitik.

Silke Bolten trank gestern morgen eine Tasse Kaffee. Verwendet hatte sie dazu wie gewöhnlich Leitungswasser. Vor dessen Gebrauch warnte ein Flugblatt der Energieversorgung Leverkusen (EVL), das am Morgen in ihrem Briefkasten lag. Doch davon ahnte die junge Mutter zu dem Zeitpunkt noch nichts. "In der Nacht gab es wohl Durchsagen, aber da habe ich geschlafen. Und wer schaut schon vor dem Frühstück in den Briefkasten?! Diese Informationspolitik finde ich skandalös", regte sich die Leichlingerin auf.

Mit dieser Meinung war sie nicht allein. Die Verunsicherung der Bürger nach dem Großbrand in einer Papierfabrik am Sonntag war groß. Das hatte weniger mit dem Feuer als mit einer von der Energieversorgung Leverkusen ausgesprochenen Trinkwasserwarnung zu tun. Löschschaum war ins Trinkwasser-System geraten.

Über Nacht war bereits das komplette Leitungsnetz durchgespült worden. Bis zur Freigabe des Wassers habe es deshalb so lange gedauert, weil keine Klarheit über die Zusammensetzung des Löschschaums bestanden habe und erst Wasserproben analysiert werden mussten. "Bei einem so wichtigen Gut können wir gar nicht vorsichtig genug sein. Inzwischen wissen wir, dass das Löschmittel lediglich Tenside enthielt, wie sie sich auch in Spülmitteln finden", sagte der Amtsarzt Dr. Norbert Petruschke.

Davon ahnten die Betroffenen jedoch nichts. Marcus Urbach hatte seinem Kind ein Fläschchen gemacht und sich gewundert, als sein Sohn Durchfall bekam"Ich bin mir sicher, dass das mit dem Wasser zu tun hatte", sagte er. Inzwischen gehe es dem Baby wieder besser. Auch viele Patienten in Arztpraxen und in Krankenhäusern schilderten Beschwerden — meist Unwohlsein. Allerdings sollen nach Aussage des Kreises keine Symptome gefunden worden sein, die nachweislich mit der Trinkwasser-Verunreinigung in Verbindung gestanden hätten.

Mit dem Bollerwagen und den Kindern Fynn und Eliza kam sie und schilderte den Helfern des THW ihren bewegten Tag: "Ich habe Stunden gebraucht, ehe ich den Amtsarzt erreicht habe. Der sagte mir, da ich bis dahin nichts gespürt habe, werde wohl nichts Schlimmes mehr kommen." Unter den auf dem Flugblatt angegebenen Rufnummern habe ihr niemand eine Auskunft geben können.

(RP)
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