Leverkusen Leverkusens Karneval scheut die Politik
Leverkusen · In der Stadt gehen Politik und Karneval immer strikter getrennte Wege, wie die Züge an den tollen Tagen belegen.
Beste Beispiele dafür sind die Kölner Karnevalspräsidenten Heinrich von Wittgenstein und Franz Raveaux oder der Bonner Universitätsprofessor und Büttenredner Gottfried Kinkel, die sich im Jahr 1849 in der Frankfurter Nationalversammlung oder in Berlin plötzlich als Abgeordnete profilieren durften. Erneut eineinhalb Jahre später war die Revolution Geschichte - sie mussten fliehen oder wanderten gar ins Gefängnis.
Solch Ungemach droht im politischen Karneval heutzutage niemanden mehr, und so fällt es umso deutlicher auf, dass in Leverkusen Politik und Karneval immer strikter getrennte Wege gehen. Nahezu alle Züge an den tollen Tagen blieben in diesem Jahr gänzlich unpolitisch.
Eine rühmliche Ausnahme bildete die Dorfgemeinschaft Imbach. Sie fuhr gestern in Opladen mit einem als Rakete gestalteten Wagen mit, den Sprüche zierten, wie etwa "In der Rakete feiern unsere Politiker eine fette Fete" - ein Seitenhieb auf die aus Sicht der Imbacher abgehobene Kommunalpolitik. Doch auch die Diskussion um den Winterdienst der städtischen Technischen Betriebe bildete der Wagen ab: "Schickt die Chefs der TBL ins All. Da können Sie in Ruhe die Milchstraße streuen - überall."
Ansonsten fielen in den Zoch-Tagen fast nur politische Anspielungen von Privatleuten am Zugrand auf. Leute wie Erika Raczek. Am Sonntag war sie in der Breidenbachstraße mit einer gewagten Hut-Konstruktion zu sehen, die sich kritisch mit den städtischen Finanzen und ihren Vorzeigeprojekten auseinandersetzte. Gefängnis muss sie nicht fürchten - im Karneval vermutlich nicht mal eine zornige Stadtspitze.