Postsache Leverkusenerin erhält Brief mit 33 Jahren Verspätung

Opladen · Mit 33 Jahren Verspätung erreichte Hannelore Büchner ein falsch zugestelltes Schreiben ihres Vaters. 

  Hannelore Büchner (links) bekommt verspätete Post: Gudrun Bäumerich bringt ihr einen Brief des Vaters, der vor 33 Jahren abgeschickt wurde.

Hannelore Büchner (links) bekommt verspätete Post: Gudrun Bäumerich bringt ihr einen Brief des Vaters, der vor 33 Jahren abgeschickt wurde.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Fast schon ein wenig unheimlich mutete ein Fundstück an, das nach 33 Jahren im Verborgenen erneut ans Tageslicht kam. Es war ein Brief, der am 9. September 1986 in Stuttgart abgestempelt war, aber nie bei der eigentlichen Empfängerin ankam. Bis jetzt.

Und das war zuvor geschehen: Im Haus ihrer verstorbenen Schwiegermutter auf der Kölner Straße in Opladen hatte die Putzhilfe von Gudrun Bäumerich (79) eine Briefkastenanlage gereinigt. Dabei hatte sie auch hinter die Anlage geschaut und dort, sehr zur eigenen Überraschung, den besagten Brief entdeckt. Ganz offensichtlich hatte der Briefträger die Nachricht falsch zugestellt, weil er die Kölner Straße mit der Höhenstraße in Lützenkirchen verwechselte. Ein Mieter legte den Umschlag achtlos auf den Kasten. Dieser muss –  ehe ihn der Postbote am nächsten Tag mitnehmen konnte – dahinter gefallen sein. Als er bei der Putzaktion zum Vorschein kam, war er jedenfalls völlig unversehrt. Gudrun Bäumerich war absolut überwältigt. „Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich den Brief sah“, beschrieb sie ihre Gefühle. Sie nahm das Telefonbuch zur Hand, suchte und fand darin die Empfängerin. „Halten Sie sich fest“, eröffnete Gudrun Bäumerich das Telefonat, als sie mit Hannelore Büchner (82) sprach. Nur kurz reagierte diese misstrauisch. Denn Gudrun Bäumerich nannte zahlreiche Details, die niemand anders wissen konnte. Die Vorsicht wich der Freude. Beide Frauen vereinbarten ein Treffen in Lützenkirchen. Gudrun Bäumerich hatte vor, das Kuvert persönlich zu überbringen. „Nach so langer Zeit wollte ich nicht riskieren, dass der Brief noch einmal falsch zugestellt wird“, begründete die Opladenerin. „Hier kommt die Post“, rief sie lachend, als sie im Beisein ihrer Enkeltochter Hannah das wertvolle Fundstück endlich zur richtigen Adresse lieferte.

Der Brief stammte vom Vater. Er enthielt eine Einladung zur goldenen Hochzeit. „Typisch mein Vater“, sagte die Tochter, nachdem sie den Inhalt gelesen hatte. „Schreibt eine Einladung, obwohl alles bekannt war.“ Er sei eben immer sehr genau gewesen, erläuterte sie. Allerdings hat er nie nachgefragt, ob der Brief tatsächlich ankam. Vier Jahre später ist er 79-jährig im Klinikum gestorben.

„Es ist wie ein Gruß aus dem Jenseits“, sagte Hannelore Büchner ebenso erstaunt wie begeistert. Beim anschließenden Gespräch stellte sich heraus, dass es einige Gemeinsamkeiten zwischen den Frauen gab. Vermutlich haben ihre ältesten Kinder sogar im selben Jahr das Abitur am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Lützenkirchen absolviert.

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