Leverkusen Leverkusener zum "Motzen" aufgerufen

Leverkusen · In Leverkusen kann und darf bald "kollektiv gemotzt" werden – allerdings nur in gesungener Form. Auf Anregung des Kulturausbesserungswerks (KAW) und unter der Leitung von Peter Wilmanns (ehemals "Ars Vitalis") soll jetzt der erste Leverkusener Beschwerdechor entstehen.

 Der frisch gebackene Chorleiter Peter Wilmanns freut sich auf viele Beschwerden und kreative Stunden mit seinen Sängern.

Der frisch gebackene Chorleiter Peter Wilmanns freut sich auf viele Beschwerden und kreative Stunden mit seinen Sängern.

Foto: uwe miserius

In Leverkusen kann und darf bald "kollektiv gemotzt" werden — allerdings nur in gesungener Form. Auf Anregung des Kulturausbesserungswerks (KAW) und unter der Leitung von Peter Wilmanns (ehemals "Ars Vitalis") soll jetzt der erste Leverkusener Beschwerdechor entstehen.

Jeder, der Lust hat, alltägliche Beschwerden und kleine Ärgernisse in Liedform unters Volk zu bringen, kann mitmachen. Finanziert wird das Projekt sechs Monate lang von der KulturStadt Lev.

Die Beschwerdechor-Idee hat ihren Ursprung in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Dort befand das deutsch-finnische Künstlerpaar Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen, dass die Energie, die Menschen in ihre Beschwerden stecken, in etwas Positives umgewandelt werden müsste. Der erste Beschwerdechor kam schließlich 2005 in Birmingham zustande — weitere Städte folgten. In Köln gab es bis 2010 den nach eigenen Angaben "weltweit größten Beschwerdechor" mit etwa 100 aktiven Sängern.

"Die Idee, einen solchen Chor ins Leben zu rufen, spukt uns schon seit einiger Zeit im Kopf herum", erzählt Nicole Kunst vom KAW. Jetzt, da die Finanzierung stehe, könne es endlich losgehen. Mitgliedbeiträge werden nicht erhoben — jeder soll Mitmachen können. "Bisher haben wir zehn mündliche Zusagen", sagt Kunst zufrieden.

Chorleiter Peter Wilmanns hofft jedoch auf raschen Zuwachs: "50 Sänger wären super, dann klingt das richtig nach Chor." Ihn reize an dem Projekt besonders die Verbindung aus Volksmeinung, Politik, Kultur und Spaß. "Der Chor soll zum Nachdenken anregen", sagt Wilmanns. Der Kreativität seien dabei keine Grenzen gesetzt — Stile von Rock und Pop, über Hip-Hop und Klassik sollen musikalisch verbunden werden.

Doch ohne Beschwerden gibt es auch keinen Beschwerdechor: Daher ruft das Projekt-Team alle Leverkusener zum "Motzen" auf. "Egal ob Politik, Wetter oder Soziales — Beschwerden jeglicher Art können eingereicht werden", erläutert Wilmanns. Natürlich werde das Forum täglich kontrolliert. "Diskriminierungen, Beleidigungen und ähnliches werden sofort gelöscht", versichert Nicole Kunst.

Fazit: Im Chor kommt jeder unter, und wer gar nicht singen kann, für den hat Wilmanns schon eine Lösung parat: "Wer keinen Ton trifft, der darf die Kuhglocke läuten."

Infos Auf der Internetseite www.beschwer.wordpress.com können alle Bürger ab sofort ihre Beschwerden loswerden. Wer im Chor mitsingen möchte, kann sich beim KAW unter info@kulturausbesserungswerk.de, oder per Blockeintrag auf der Beschwerdechor-Seite melden. Erste Proben sind für Ende März geplant: montags 19.30 Uhr, im KAW.

(RP/rl)
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