Leverkusener Junggesellenverein „Fidelio Bürrig“ Mit 90 Jahren immer noch fidel

Leverkusen · Der „J.G.K. Fidelio Bürrig“ feiert das Vereinsbestehen. Und: Vor 70 Jahren wurde die „Bundeshalle“ eröffnet.

 Ein Prost auf die Jungegesellen –  Gruppenbild mit Gründern der Gesellschaft Fidelio Bürrig im Jahr 1929.

Ein Prost auf die Jungegesellen –  Gruppenbild mit Gründern der Gesellschaft Fidelio Bürrig im Jahr 1929.

Foto: Fidelio Bürrig

„Sei nicht mürrisch, komm nach Bürrig!“ – so lautet seit 1929 das Motto des ältesten Junggesellenklubs Bürrigs. Der „J.K.G. Fidelio“ hat sich seither zur Aufgabe gemacht, Traditionen zu pflegen und zeitgemäß zu gestalten. Die etwa 300 Mitglieder erinnern sich auch heute noch mit Stolz zurück an die Gründertage.

Vor 90 Jahren, am 19. Mai 1929,  versammelten sich in der Bürriger Gaststätte „Deutsches Haus“ bei Josef Steinacker neun Junggesellen. Ihr Ziel: Eine Vereinigung zu bilden, die Tradition und Brauchtum aufrecht erhält. Nach eingehender Beratung gründeten die neun Männer den Junggesellenklub unter der Bezeichnung „J.G.K. Fidelio“.

Karneval im Sommer: Am letzten Augustwochenende wird es in Bürrig ganz jeck. An drei Tagen mit „Kirmestrubel“ am Bendenweg. 

Karneval im Sommer: Am letzten Augustwochenende wird es in Bürrig ganz jeck. An drei Tagen mit „Kirmestrubel“ am Bendenweg. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Gründung des Klubs ist nicht mit einer Vereinsgründung der heutigen Zeit vergleichbar. Um die Begeisterung der Bürriger 1929 zu verstehen, hilft ein Blick in die Geschichte.

Vor dem Krieg, also vor 1914, gab es für den Ablauf der Volksfeste, wie 1. Mai und Kirmes, feste Regeln und Abläufe. Der Jahrgang, der zum Wehrdienst einberufen wurde, richtete die Feste aus und war für die Organisation verantwortlich. Man nannte diese Gruppe „Der Zog“, das heißt: die zum Wehrdienst Eingezogenen.

Am 16. Oktober 1949 wird die „Bundeshalle“ eingeweiht. Der Bürriger Pfarrer und Päses der Deutschen Schützen, Peter Louis, feierte den 40. Jahrestag seiner Priesterweihe. Auch Kardinal Josef Frings war unter den Ehrengästen.

Am 16. Oktober 1949 wird die „Bundeshalle“ eingeweiht. Der Bürriger Pfarrer und Päses der Deutschen Schützen, Peter Louis, feierte den 40. Jahrestag seiner Priesterweihe. Auch Kardinal Josef Frings war unter den Ehrengästen.

Foto: Fidelio Bürrig

Nach Ende des verlorenen Krieges 1918 wurde der „Zog“ aufgelöst. Die Folge: Es fanden vorerst keine offiziellen Volksfeste mehr statt. Kleinere Zirkel versuchten, die Tradition aufrechtzuerhalten, aber eine geschlossene und tatkräftige Organisation gab es nicht mehr. Mit dieser Situation war das Volk im Laufe der Jahre unzufrieden. Im Dorf selbst und an den Theken der Gaststätten wurde der Wunsch immer lauter, sich für einen Neubeginn einzusetzen. Der Gastwirt Josef Steinacker ergriff 1929 die Initiative und wurde aktiv. Er überzeugte die ihm bekannten Junggesellen  von seiner Idee: Traditionen seien wichtig für den Zusammenhalt eines Dorfes und müssten daher weiter geführt werden.

Es gab die ein Jahr später gegründete Stadt Leverkusen noch nicht, als die erste neu-organisierte Kirmes in Wiesdorf-Bürrig mit großem Erfolg gefeiert wurde. Die Vereinsaufzeichnungen der folgenden zehn Jahre berichten von fröhlichen Festen und guter Stimmung.

 Das änderte sich zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Die sich verschärfenden Restriktionen der NS-Zeit und die Einschränkungen der Kriegszeit brachten die Aktivitäten und Feste des Fidelios in den Jahren 1939 bis 1945 zum Erliegen. Der große Wunsch nach einem Neuanfang im Jahr 1946 äußerte sich in der ersten Nachkriegskirmes, organisiert von der Bürriger Jugend. Die gleichen Junggesellen entschlossen sich dazu, schon im August 1946 den „J.K.G. Fidelio“ neu zu gründen.

Auch die Bundeshalle,  der „Bürriger Gürzenich“, blickt auf 70 Jahre Bestehen zurück. Das „Christ-König-Bundeshaus“ der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Bürrig wurde 1949 eröffnet. Zu den Ehrengästen der Schützen gehören unter anderem der Kölner Kardinal Josef Krings und der damalige NRW-Ministerpräsident Karl Arnold. Die „Bundeshalle“ ist die  Heimat nicht nur der Gemeindemitglieder von St. Stephanus, sondern auch vieler Bürriger Vereine, darunter die Fidelio.

Seither ging es wieder sehr fidel zu bei der „Fidelio“. Und längst sind es nicht mehr nur „Junggesellen“, die gemeinsam das Stadtteilleben gestalten. Seit 1980 sind auch Frauen aktive Mitglieder des Vereins. „Vor allem in den letzten Jahren spielten die weiblichen Mitglieder eine wichtige Rolle für unseren Verein, das nennt man mal Frauenpower“, berichtet der momentane Hahnekaiser Peter Odenthal.

Das 90-jährige Bestehen des Vereins feiern die Bürriger am letzten August-Wochenende mit Hahneköppen und Kirmesumzug. Der sonntägliche Festzug zieht 2019 zum 48. Mal durch die Straßen des Stadtteils.   Die Tage vom 23. August bis zum 25. August werden in Bürrig liebevoll als „sechste Jahreszeit“ bezeichnet.

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