Leverkusener vor Gericht Marihuana-Plantage in einer früheren Aldi-Filiale

Leverkusen · Ein 24-jähriger Leverkusener soll mit einem Komplizen eine Marihuana-Plantage im großen Stil betrieben haben: In einer früheren Aldi-Filiale in Wuppertal. Nun mussten sich beide vor Gercht verantworten.

 Marihuana-Anbau im großen Stil sollen die beiden Angeklagten betrieben haben.

Marihuana-Anbau im großen Stil sollen die beiden Angeklagten betrieben haben.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Schöffin saß dort, wo eigentlich die Staatsanwältin hätte sitzen sollen. Die rückt derweilen dorthin, wo meist Gutachter oder Nebenkläger ihren Platz haben. Flüstert die Dolmetscherin - üblicherweise neben den Angeklagten sitzend - denen die Übersetzung des Gesagten zu, muss sie nun quer durch den Saal sprechen. Und all das bei einem Prozessauftakt, der für 16 Uhr am Nachmittag angesetzt war - zu einer Zeit also, zu der man sonst bestenfalls mit allem schon durch ist. Hinzu kommen noch Trennscheiben aus Plexiglas, Wachtmeister mit Masken und Listen, auf die man seinen Namen schreiben muss, um angerufen werden zu können, wenn ein Corona-Fall im Saal zur Quarantäne zwingen sollte. Gerichtsprozesse in Zeiten von Corona: Da wird auch der Justiz und den Prozessbeteiligten so einiges abverlangt.

Auf der Anklagebank: ein  24-jähriger Mazedonier aus Leverkusen und ein 22-jähriger Albaner ohne festen Wohnsitz in Deutschland. Beiden wird vorgeworfen, in Wuppertal eine Marihuana-Plantage betrieben zu haben. In den Lagerräumen einer ehemaligen Aldi-Filiale sollen die Angeklagten 1058 Cannabispflanzen gehegt und gepflegt haben. Nachdem man deren Blüten und Blätter im Trockenzustand auf die Waage gelegt hatte, soll der Zeiger auf 21 Kilogramm gesprungen sein. Hinzu soll in den Plantagenräumen 12,6 Kilogramm schon abgeerntetes Marihuana aufgefunden worden sein. Die fünf Gramm, die man bei den Angeklagten zum Eigenkonsum gefunden haben soll, fielen da  nicht mehr groß ins Gewicht.

Aus Sicht der Anklage sollen der Leverkusener und sein albanischer Kompagnon spätens im August 2019 beschlossen haben, sich ihren Lebensunterhalt durch den Handel mit Betäubungsmitteln zu finanzieren. Die beiden Lagerräume des ehemaligen Discounters scheinen sie für geeignet gehalten zu haben, um dort in abgeteilten Anzuchträumen eine Plantage in großem Stil einzurichten. Strom, um so etwas gewinnbringend betreiben zu können? Der wurde illegal abgezweigt – wer in bezahlen muss, wird der Prozessverlauf möglicherweise noch ans Licht bringen. Insgesamt 81 Vorschaltgeräte und 26 Vierfachsteckdosen hatten die Ermittler in den Plantageräumen sichergestellt.

Wie umfangreich die Zucht betrieben wurde? Auch das soll die Beweisaufnahme klären. Fest steht: Am 27. November 2019 hatte man die Angeklagten in einem möblierten Nebenraum angetroffen, in dem sie sich zur „Plantagenbetreuung“ aufgehalten haben sollen. Mit fünf Gramm Marihuana im Eigenbesitz, besagten 1058 Cannabispflanzen und weiteren 12,6 Kilogramm bereits getrocknetem Ernteertrag in den Aufzuchträumen. Zwei bis drei Monate sollen sie  die Plantage zum Zeitpunkt ihrer Festnahme schon betrieben haben. Der Prozess soll am 12. Juni fortgesetzt werden.

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