Leverkusen "Leverkusener - seid stolz auf das Museum"

Leverkusen · Allein der Vorschlag, zum Sparen für den städtischen Etat über die Schließung des Museums Morsbroich nachzudenken, hat ungewöhnlich heftige Reaktionen bei den Leverkusenern - und auch überörtlich - ausgelöst.

 Verschlossen ist das Tor zum Schloss: Sicher ist die Schließung des Museums überhaupt nicht, aber irgendwie warten derzeit alle auf den Retter oder die rettende Idee, damit der Museumsbetrieb aus der Kritikzone kommt.

Verschlossen ist das Tor zum Schloss: Sicher ist die Schließung des Museums überhaupt nicht, aber irgendwie warten derzeit alle auf den Retter oder die rettende Idee, damit der Museumsbetrieb aus der Kritikzone kommt.

Foto: Uwe Miserius

Ingrid Müller-Ost, Vorsitzende des Kunstvereins Leverkusen, schickte einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister:

"Mit blankem Entsetzen habe ich am Dienstag den Artikel über die mögliche Schließung des Museums Morsbroich gelesen. Die "Empfehlung" der Gemeindeprüfer kann doch nur ein schlechter Witz sein. Das kann nicht wahr sein!

Und doch: diese Empfehlung existiert. Und von der rein wirtschaftlichen Seite - wenn wir bedenken, dass der Kulturhaushalt in den letzten Jahren bereits um jeweils eine Million Euro jährlich gemindert und dieses Geld in die Bahnstadt verschoben worden ist - scheint es nur logisch, dass weiter gekürzt werden muss. Denn wenn wir durch Kürzungen ein Projekt ausbeuten und ausbluten lassen, wird es irgendwann sterben.

Doch was nicht bedacht wird, ist der Imageverlust, den die Stadt erleiden wird. Sie wird ein Stück ihrer Identität verlieren. Das Museum Morsbroich war nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Museum für zeitgenössische Kunst, wurde mehrfach ausgezeichnet und ist ein Kleinod in Leverkusen und der internationalen Kunstszene. Hier wird ein prächtiges Erbe verschleudert. Ein Erbe, auf das wir stolz sein können, das wir pflegen und unseren Kindern weiter geben können, das die neuere Geschichte der Stadt prägt. Doch das ist nicht mehr populär. Wir prüfen Quartalszahlen, Jahresberichte. Größere Zeiträume und Zusammenhänge werden nicht mehr gesehen. Es wird bemängelt, dass so wenig Leverkusener das Museum nutzen und daraus die Empfehlung zur Schließung abgeleitet.

Eine andere Empfehlung könnte sein, das Museum zu beleben, regelmäßiger Unterricht von Schulklassen in den Räumen des Museums, ein Tag im Monat kostenfreier Eintritt für Leverkusener Bürger, den positiven Aspekt der Auseinandersetzung mit Kunst in den Fokus nehmen... Wir lernen, dass in unterschiedlicher Weise Betrachtung und Umgang mit Material und Themen möglich ist. Die Bereicherung ist nicht materiell, aber substanziell für unser Sein und Werden.

Eine Empfehlung könnte sein: Leverkusener, seid stolz auf diesen Ort! Er ist ein Teil Eurer Geschichte. Es gibt so viele Möglichkeiten. Der Kunstverein Leverkusen Schloss Morsbroich möchte gern an diesen Möglichkeiten mitarbeiten - und nicht die Abwicklung begleiten.

Ingrid Müller-Ost

Vorstandsvorsitzende des

Kunstvereins Leverkusen

(RP)
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