Trockenheit schadet Erträgen Landwirte erleichtert: Endlich Regen

Leverkusen · Im Hitze-Sommer 2019 herrschte bei Leverkusener Landwirten der Ausnahmezustand. In diesem Jahr haben Niederschläge die Situation vorerst entspannt. Wie steht es um Ackerbau, Viehzucht, Ost und Gemüse?

 Gerstenfeld in Opladen: Trockenperioden und hohe Temperaturen lassen Böden austrocknen und mindern die Ernte. Die Landwirte hoffen weiter auf regelmäßige Niederschläge.

Gerstenfeld in Opladen: Trockenperioden und hohe Temperaturen lassen Böden austrocknen und mindern die Ernte. Die Landwirte hoffen weiter auf regelmäßige Niederschläge.

Foto: Ludmilla Hauser

Bauer Joachim Urbahn hält 75 Milchkühe mit ihren Kälbchen auf seinem Hof in Bergisch Neukirchen. Damit die Kühe genügend Milch geben und die Kälber wachsen können, brauchen sie ausreichend Nahrung – Wasser, Energie- und Nährstoffe. Urbahn füttert sein Vieh überwiegend mit Gras und Mais. Zwar gilt Mais – anders als Gras  – als ziemlich hitzebeständig, er kann sein Ertragspotential jedoch nur entfalten, wenn er genügend Wasser bekommt. Weil die entsprechenden Voraussetzungen bislang fehlten, brachten Wiesen und Weiden nicht genügend Futter für die Tiere. „Schon die ersten beiden Schnitte in diesem Jahr waren um ein Drittel reduziert“, berichtet der Landwirt. „Erst seit dem letzten Regen blüht die Grasnarbe wieder deutlich auf. Auch der Mais steht aktuell sehr gut, die Feuchtigkeit kam genau zur richtigen Zeit“, beschreibt der Bauer erleichtert, der seinen Pattscheider Betrieb samt Hofladen in fünfter Generation führt und gegenwärtig mit Ehefrau Andrea die Dorfgemeinschaft Pa-Ro-Li als Königspaar regiert. „Hoffentlich bleibt es so“, ist Urbahn zuversichtlich. Käme es anders, müsste er im Winter Futter zukaufen. „Das könnte teuer werden“, befürchtet er.

Lange Trockenperioden bei gleichzeitig hohen Temperaturen führen dazu, dass der Boden stark austrocknet, heißt es im Bericht „Wie Trockenheit der Landwirtschaft schadet“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV). „Den Kulturpflanzen steht dann nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung, um genügend Ertrag zu liefern.“ Wie schnell ein Boden austrockne oder wie viel Wasser er speichern könne, hänge von seiner Substanz ab. Lehmige Böden könnten das Wasser besser halten als sandige Böden. „Zum Glück haben wir lehmigen Boden, der hält gut was auf“, sagt Friedhelm Kamphausen, der seit 35 Jahren rund um den „Grunder Hof“ nachhaltige Landwirtschaft betreibt und unter anderem einen 18 Hektar großen Acker an der Schönen Aussicht in Lützenkirchen bestellt. Jetzt stehen dort Raps, Gerste und Weizen. Gerste gilt zwar als trockentolerant. Doch für den im August 2019 gesäten Raps sei es „ein holpriger Start“ gewesen, meint Kamphausen. Auch jetzt noch „ist der Boden unterversorgt und der Grundwasserspiegel historisch tief“, fasst der Unternehmer zusammen. Das Problem: Obwohl die Niederschlagsmenge im Sommer in der Regel höher ist, versickert wegen der hohen Verdunstung und dem hohen Wasserbedarf von Pflanzen nur sehr wenig Wasser in den tieferen Untergrund, während geringe Verdunstung und Vegetationsruhe im Winter theoretisch für eine hohe Grundwasserneubildung sorgen könnten. Wegen der letzten, durchweg trockenen Jahreszeiten rechnet Kamphausen für dieses Jahr ebenfalls mit einer schlechteren Getreideernte. Doch Jammern ist nicht sein Ding, Kamphausen agiert lieber. Und hat eigens, um den Boden besser auf trockene Zeiten vorzubereiten und optimal zu verfestigen, eine neue Walze angeschafft.

Nicht nur Ackerbau und Viehzucht benötigen Feuchtigkeit, auch Obst und Gemüse. Bereits in siebter Generation versorgen Marcus und Dörthe Vogel auf „Hof Jüch“ in Steinbüchel die Menschen mit Produkten aus eigenem Anbau. „Der Landregen war eine Wohltat für alle und gut fürs Gemüse. Vorher mussten wir intensiv wässern“, erläutert der Landwirt, der auf seinem Grundstück obendrein 60 Parzellen zu je 45 Quadratmeter als Mietgärten zur Verfügung stellt. Dort kamen die Nutzer mit Wässern zuletzt kaum nach. Zumindest für die nächste Zeit gibt sich Vogel entspannt, angelehnt an die alte Bauernregel, in der es heißt: „Wenn‘s am Siebenschläfer gießt, sieben Wochen Regen fließt“. Weil es genau am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, regnete, geht Vogel davon aus, dass weiterer Regen folgt.

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