Wandernd durchs Sommertheater in Bergisch Neukirchen Die Volksbühne räumt den Märchenwald auf

Leverkusen-Bergisch Neukirchen · Bei der jüngsten Aufführung der Volksbühne Bergisch Neukirchen halfen junge wie ältere Zuschauer, im Wald Rätsel um Rotkäppchen, Schneeweißchen und den Froschkönig zu lösen.

 Unter dem Motto „Ein märchenhafter Sommer“ schlüpften die Akteure der Volksbühne in ihre Rollen, die die Besucher in Staunen versetzten.

Unter dem Motto „Ein märchenhafter Sommer“ schlüpften die Akteure der Volksbühne in ihre Rollen, die die Besucher in Staunen versetzten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Mitglieder der Volksbühne Bergisch Neukirchen verstehen sich wahrhaftig darauf, eine Theaterbühne so zu gestalten, dass kleine wie große Zuschauer für eine Weile verzaubert werden und die aktuelle Situation völlig vergessen. Doch wenn man ihnen die Möglichkeiten zu proben und einer Aufführung im Saal nimmt, wie die Corona-Beschränkungen schon in der vergangenen Adventszeit? Dann sind Kreativität und Einsatz noch mehr gefragt, als wenn alles auf gewohnte und längst eingespielten Weise laufen kann.

Am vergangenen Wochenende haben sie bewiesen, dass sie auch auf andere Weise zu vermitteln verstehen, was Theater ausmacht: Menschen in eine andere Welt hineinziehen, sie staunen oder hingerissen lauschen zu lassen und selbstverständlich auch ein wenig zu gruseln. Das klappte sogar besonders gut beim alternativen „märchenhaften Sommer“ im Wald unterhalb des Probenortes in Bergisch Neukirchen. 45 kleine und große Schauspieler waren beteiligt, die Szenen weit auseinander gezogen und in wirklich faszinierende echte Kulisse des Waldes, in dem die meisten Märchen spielen, versetzt.

Zwischen Bäumen, am Bach, auf Lichtungen, in Moos oder Gestrüpp – alles echt und ohne Pappmaché und Farbe. Bei der Generalprobe, wo deutlich mehr Erwachsene als Kinder mitliefen, wurde es zwar mitunter ungemütlich nass und glitschig auf den Pfaden, aber bis zum Schluss nach fast zwei Stunden Rundgang suchten alle gespannt nach der nächsten Attraktion im Märchenwald.

Da ist leider einiges durcheinander geraten und vertauscht, so die Regie-Idee von Dana Fischer und Katharina Siller. Mit Hilfe der Besucher-Kinder, die sich tatsächlich als Märchenspezialisten erwiesen, waren aber am Ende alle Rätsel gelöst, alle Figuren und Requisiten ins richtige Märchen geführt worden. Rotkäppchen beispielsweise hatte sich verlaufen und irrte vor dem Hexenhaus herum, an dem doch Hänsel und Gretel knabbern müssen. Die Kinder konnten ihm den Weg zeigen, denn die Gruppe hatte sich soeben am schlafenden Wolf vorbeigeschlichen.

Die vielleicht aufregendste Etappe der Wanderung, weil dabei alle über ein Netz aus Schnüren steigen mussten, an dem etliche Glöckchen hingen: „Psst“ warnten die beiden ulkigen „Wanderführer“, eine Vogelscheuche (Leonie Weber) und ein Narr (Anna Feldhoff), bloß nicht aufwecken. An anderer Stelle durfte die Gruppe dafür staunend die tanzenden Elfen im lichten Wald beobachten. Ein zauberhafter Moment, den ein lautes Wort beendet. Im Nu sind sie verschwunden, denn jeder weiß: Elfen sind menschenscheu. Als das Rätsel um Schneeweißchen und Rosenrot gelöst ist, worüber sich sogar die lebendig gewordenen Brüder Grimm am Wegesrand streiten, erscheint oben auf dem Berg ein großer brauner Bär – noch so ein eindrucksvolles Bild.

Kinder helfen, rüpelhaften Räubern Cinderellas silbernen Schuh abzuluchsen, soufflieren dem Froschkönig am Brunnen die richtigen Worte und sind beruhigt, als am gläsernen Sarg mit den weinenden Zwergen der Prinz erscheint, der Schneewittchen aufweckt. Alles wieder in Ordnung im Märchenwald. Eine wundervolle Idee, zwar aus der Not geboren, aber mit vielen Ideen und schauspielerischem Einsatz für alle Besucher ein unvergessliches Erlebnis.

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