Leverkusener flüchtete noch vor dem Mauerbau Mit Mutters Handtäschchen in die Freiheit

Leverkusen · Am Freitag, 13. August, vor 60 Jahren begann der Mauerbau durch Berlin, der die heutige Republik über drei Jahrzehnte lang in Ost- und West-Deutschland trennen sollte. Dem Opladener Krippenbauer Franz Ruppelt, gebürtiger Magdeburger, gelang die Flucht aus dem Osten ein halbes Jahr bevor sich die DDR hermetisch abriegelte.

 Ein Leben hinter dem eisernen Vorhang blieb Franz Ruppelt erspart. Wenige Monate vor dem Mauerbau gelang ihm und seiner Familie die Flucht.  Foto: Miserius

Ein Leben hinter dem eisernen Vorhang blieb Franz Ruppelt erspart. Wenige Monate vor dem Mauerbau gelang ihm und seiner Familie die Flucht. Foto: Miserius

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wenn der heute 83-jährige Franz Ruppelt an seine Kindheit in Ostdeutschland zurückdenkt, erinnert er sich vor allem an eines: „Der ständige Hunger. Ansonsten war es aber eine schöne Kindheit, in der wir mit dem von Mutter genähten Lumpenball genauso freudig auf der Wiese gespielt haben, als wäre es einer aus Leder gewesen.“ Die Jahre nach Kriegsende waren besonders schwer: 1938 in Magdeburg geboren, wurde Ruppelts Familie nach dem Krieg aus der zerbombten Heimat evakuiert und siedelte sich 1947/48 in der brandenburgischen Gemeinde Schwarze Pumpe an. Dort nämlich hatte der Vater, gelernter Diplom-Ingenieur, eine leitende Stelle in einem großen Braunkohle-Großkraftwerk erhalten. „Er muss ein guter Leiter gewesen sein, denn er bekam einen Einzelvertrag.“ Der Posten bescherte der Familie wertvolle Privilegien: „Zum einen durften wir als Kinder eines Akademikers studieren, obwohl das in der DDR eigentlich den Kindern von Arbeitern vorbehalten war, und außerdem erhielt mein Vater einmal im Monat ein extra Kilo Fleisch.“ Der Hunger ließ sich damit aber wohl nur mäßig lindern, erzählt Ruppelt. „Ich weiß noch, es müsste 1949 gewesen sein, dass ich mir zu Weihnachten ein Dreipfundbrot wünschte, das ich auch tatsächlich bekam und noch am selben Abend aufaß.“