Familien starte Aktion für Kinder unter der Stelze Bunte Steine gegen die Langeweile

Leverkusen · Lust am Bemalen kleiner Steine findet Anhänger. Familie Sieler startet Aktion.

 Augenweide: Unter der Stelze wird die bunte Steinschlange in Richtung BayArena immer länger

Augenweide: Unter der Stelze wird die bunte Steinschlange in Richtung BayArena immer länger

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ein Smiley, eine Libelle, ein Marienkäfer, auch ein Regenbogen mit Aufschrift „Bleibt gesund“ — die Straße unterhalb der Stelze ziert eine lange Schlange aus bunt bemalten Steinen. Und sie wird immer länger und immer farbenfroher. Jeder, der vorbeikommt und möchte, kann sie um einen dekorativen Stein verlängern.

Die Idee hatte Eileen Sieler, die nicht nur ihrem Sohn zu etwas Abwechslung verhelfen wollte, sondern auch anderen Kindern aus Leverkusen. Ihr Motto: Die Stadt ein bisschen bunter machen — mit selbst bemalten Steinen. Den ersten hat sie mit ihrem Sohn in Höhe des Eingangs zur TSV-Sportanlage an der Herbert-Grunewald-Halle abgelegt. Dazu einen Zettel, der über die Aktion informiert. „Malt doch zu Hause einen Stein an und legt ihn dazu. Mal sehen, wie lang die Schlange während der Corona-Zeit wird“, ist dort zu lesen — verbunden mit der Frage „Ob wir es bis zum Stadion schaffen?“

Über das Längenwachstum wachen die Kinder aus der Neuenhofsiedlung. Der tägliche Gang zu den Steinen ist für sie zu einem schönen Ritual geworden. „Sie schauen, ob Steine dazugekommen sind und erfreuen sich an den unterschiedlichen Motiven“, sagt Andreas Schmidt. Mittlerweile sind es schon mehr als 370, die in den vergangenen zwei Wochen abgelegt wurden.

Schmidt, Vater von zwei Kindern, gehört zu den kreativen Eltern der Siedlung, die trotz Home Office versuchen, keine Langeweile bei ihren Kindern aufkommen zu lassen. Noch vor der Idee einer Steinschlange begannen Familien aus der Nachbarschaft mit regelmäßigen Schnitzeljagden. Am Anfang waren es zwei, inzwischen wechseln sich neun Familien ab — jeden Tag überlegt sich eine andere eine Aufgabe. „Das kann eine Dinosaurierjagd sein mit der Suche nach Fossilien. Oder einfach, dass die Kinder auf dem Weg bestimmte Sachen zählen und sich merken müssen“, beschreibt Schmidt.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Genauso wenig wie bei den Motiven für die Steine. Durch die Aktionen sei in der Nachbarschaft eine schöne Gemeinschaft gewachsen. „Viele kannte man vom Sehen, man grüßte sich, aber die Erwachsenen hatten bislang eher wenig Berührungspunkte untereinander“, sagt Schmidt. Inzwischen herrsche reger Kontakt.

Vor allem für die Kinder, die aus ihren sozialen Strukturen in Kita, Schule und Verein gerissen wurden, sei das eine schwierige Zeit. „Sie können es kaum erwarten, bis die Kontaktsperre endlich aufgehoben wird und sie sich wieder zum Spielen treffen können. Einer der Jungs aus der Nachbarschaft wurde an seinem Geburtstag spontan über den Gartenzaun hinweg besungen“, fügt Schmidt an, der der Ausnahmesituation auch etwas Gutes abgewinnen kann. „Diesen Zusammenhalt, den wir in der Siedlung dadurch erfahren, ist ein schöner Nebeneffekt dieser ganzen Misere.“

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