Skandal um Tagebücher Leverkusener entlarvt Hitler-Fälschung

Leverkusen · 1983 half Günter Schmitz als Chemotechniker bei Bayer, einen prominenten Fall aufzuklären. Er hat im Labor die Unechtheit der "Hitler Tagebücher" festgestellt.

 Er lieferte vor 30 Jahren einen von mehreren Nachweisen dafür, dass es sich bei den Hitler-Tagebüchern um Fälschungen handelt: der Leverkusener Günter Schmitz.

Er lieferte vor 30 Jahren einen von mehreren Nachweisen dafür, dass es sich bei den Hitler-Tagebüchern um Fälschungen handelt: der Leverkusener Günter Schmitz.

Foto: Bayer

Ein Papierschnipsel von zwei mal fünf Zentimetern reichte für Günter Schmitz aus, um den entscheidenden Hinweis an das Bundeskriminalamt liefern zu können. Der Leverkusener Günter Schmitz ist gelernter Chemotechniker, war Anfang der 80er Jahre mit dem jungen Chemiker Dr. Theidel in der Anwendungstechnik mit der Betriebskontrolle von optischen Aufhellern beschäftigt.

"Da niemand diese optischen Aufheller analysieren konnte, hatte Dr. Theidel sich die Aufgabe gestellt, eine Analysemethode zu entwickeln. Ich war als Chemotechniker sein Mitarbeiter und habe mich anfangs mit der papierchromatografischen Analyse beschäftigt, später kam dann die Dünnschichtchromatografie hinzu. Nach einiger Zeit konnten wir sämtliche auf dem Markt befindlichen optischen Aufheller voneinander unterscheiden", erzählt Schmitz.

Wie genau es zur Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt kam, kann der 78-jährige Bayer-Pensionär heute gar nicht mehr sagen. Dass es sich um den aufsehenerregenden Fund der angeblichen Hitler-Tagebücher handelte, "das wussten wir schon", sagt Schmitz. "Für uns war die Untersuchung des Stückens Papier eine alltägliche Angelegenheit. Ich bekam ein Stück Papier in der Größe von gut zwei mal fünf Zentimetern und sollte feststellen, welcher optische Aufheller verwendet wurde.

Es sollte die Frage beantwortet werden: War der verwendete Aufheller zur Hitler-Zeit schon im Handel? Ich habe den optischen Aufheller aus dem Papier extrahiert und so weit eingeengt, dass eine Analyse mit Hilfe der Dünnschichtchromatografie möglich war", berichtet der 78-Jährige. "Der verwendete Aufheller war ein Aufheller, der erst viel später in den Handel gekommen war." Schmitz und sein Chef reisten mit ihren Ergebnissen nach Wiesbaden zum Bundeskriminalamt. "Die kannten unsere Methode noch nicht", berichtet der Leverkusener und fügt dann schlicht an: Es sei zwar ein entscheidender Hinweis für die Fälschung der Tagebücher von ihm gekommen, "aber das war ja nicht der einzige, es gab ja noch andere Analysen".

Unter anderem hatte auch eine sprachwissenschaftliche Untersuchung ergeben, dass auch der Sprachduktus im Tagebuch nicht vollständig dem von Adolf Hitler entsprach, die antike Patina war künstlich hergestellt worden. Das Magazin "Stern" hatte die falschen "Hitler-Tagebücher", ohne zu wissen, dass es sich um Fälschungen handelte, gekauft und begonnen, sie in Auszügen zu veröffentlichen, als das Bundeskriminalamt schließlich die Bücher als Fälschung enttarnen konnte. Der Maler und Kunstfälscher Konrad Kujau hatte die 62 Bände verfasst.

Vom Bundeskriminalamt hat Günter Schmitz für seinen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung des Falls, der sich dann zum Medienskandal entwickelte, kein gesondertes Lob bekommen. Das ist ihm aber auch nicht wichtig. "War ja alles Routine für uns, und das ist ja auch schon 30 Jahre her."

(RP/rl/top)
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