Remigius-Krankenhaus Opladen Boxer kämpft sich zurück ins Leben

Opladen · Bernd Müller erlebt Krebsdiagnose, OP, Chemo und künstliches Koma – und Hilfe im Remigius-Krankenhaus über das rein Medizinische hinaus.

 Bernd Müller mit Stefanie Meyer (l.) und dem übrigen Team, das sich um ihn kümmerte.

Bernd Müller mit Stefanie Meyer (l.) und dem übrigen Team, das sich um ihn kümmerte.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

So schnell konnte Bernd Müller nichts umhauen. Sport war immer seine große Leidenschaft, er war stark, durchtrainiert und als Vorsitzender des Clubs Boxsport Opladen gewohnt, einzustecken beziehungsweise Treffer geschickt zu meiden.

Da traf ihn im Frühjahr ein unerwarteter Schlag in Form einer ärztlichen Diagnose: ein Tumor im Magen. Der hatte ihm schon seit einiger Zeit Probleme bereitet, bis er die Symptome nicht mehr ignorieren konnte. „Dann kam ich hier angekrochen“, erzählt der 67-Jährige beim Gespräch im Chefarztzimmer von Dirk Wassenberg, der sichtlich erfreut ist, dass sein Patient wieder auf bestem Wege in ein normales Leben ist. Nach einem harten halben Jahr. „Die Meisten denken nach einer solchen Diagnose, dass sie in einer Uniklinik oder einem großen Klinikum besser aufgehoben sind“, sagt der Chirurg. Aber Müller hatte sich bewusst für das Remigius-Krankenhaus entschieden, nachdem er sich im Internet kundig gemacht hatte. „Dr. Wassenberg hat einen superguten Ruf“, hat er da herausgefunden. „Ich habe das nie bereut.“ Was auch daran liegt, dass im Opladener Krankenhaus nicht nur aus medizinischer Sicht alles Mögliche für ihn getan wurde. In den acht Wochen, die er im Remigius-Krankenhaus verbrachte, hat hat sich ein persönliches Verhältnis zwischen Patient und Arzt entwickelt. Beide begrüßen sich mit Ghetto-Faust und machen Scherze. „Jeder will als Mensch gesehen werden“, sagt Wassenberg, „gerade in der onkologischen Behandlung.“ Da habe ein kleineres Haus seine Vorteile, nämlich den der kurzen Wege und des Austauschs zwischen den Fachdisziplinen. Man kennt sich.

Der Eingriff, über den Bernd Müller offen spricht, sei größer gewesen als zunächst gedacht, weil der Tumor in die Speiseröhre gewachsen war. Acht Stunden hat die Operation gedauert. „Meine Arbeit war okay“, sagt der Chirurg bescheiden. „Aber die Intensivschwestern haben Unglaubliches geleistet.“

Denen ist auch Müller besonders dankbar, weil sie ihn auch mental wieder aufgebaut haben. Er sei auch mal einfach in den Arm genommen worden, wenn er „dat ärm Dier“ hatte. Das sei wirklich ein harter Job, erkennt Wassenberg an. Es sei schwer, gutes Personal zu bekommen. Die Zeit zwischen OP und Normalstation werde leicht vergessen. In diesem Fall war sie besonders lang: sechs Wochen.

Vier Wochen lag Müller im künstlichen Koma, damit sich sein Körper erholen konnte. Als man ihn langsam aufweckte, war es Mai, der April 2019 fehlt ihm völlig. Bis auf die Träume, die ihm lange zu schaffen machten. „Die waren so intensiv, dass ich sie für Realität gehalten habe“, erzählt Müller. An Wochen im Krankenhaus habe er gute Erinnerungen, versichert er. Die Mitarbeiter hätten seinen größten Respekt verdient, weil sie vieles taten, was nicht selbstverständlich sei.

Die Reha sei für ihn schlimm gewesen, ihm ging alles viel zu langsam. Als ihm ein Physiotherapeut eine Ein-Kilo-Hantel hinlegte, habe er protestiert: „Mit 20 Kilo mache ich mich warm!“ Das Schlimmste: Der junge Mann hatte recht. „Man kann wirklich keinen Mülleimer heben“, beschreibt Müller den Zustand nach OP, Chemo und Krankenhaus. Man sieht es ihm an, denn er hat 25 Kilo Gewicht verloren. Essen könne er nur kleine Portionen, seltsamerweise schmecken ihm seine Lieblingsspeisen wie Kalbsleber nicht mehr. Neuerdings mag er Cola und Tiefkühlkost. „Das Leben ist billiger geworden“, sagt er lächelnd und hofft, dass sich das auch wieder ändert.

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