Wuppermann-Bildungswerk Vom Flüchtling zur Fachkraft

Leverkusen · Das Wuppermann-Bildungswerk weist Neuankömmlingen in Kursen den Weg in den Arbeitsmarkt.

Fachkräfte werden dringend gesucht. Flüchtlinge könnten die Lücke füllen. Eigenes Engagement ist Bedingung. Das Wuppermann-Bildungswerk öffnet dann Türen.

Fachkräfte werden dringend gesucht. Flüchtlinge könnten die Lücke füllen. Eigenes Engagement ist Bedingung. Das Wuppermann-Bildungswerk öffnet dann Türen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

„Die Integration der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, ist eine große Herausforderung, aber auch eine Chance“, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Wenn es gelinge, Flüchtlinge mit zielorientierten Bildungsangeboten fit für die Ausbildung zu machen, könnten sie die Fachkräfte von morgen sein. Das Wuppermann Bildungswerk Leverkusen am Hemmelrather Weg 203 in Manfort hat die Herausforderung angenommen und die Chance erkannt. Nicht erst seit gestern, sondern schon seit März 2016. Viel Aufhebens um das erfolgreiche Projekt hat Lehrer und Koordinator Ulrich Linde indessen nie gemacht. Abbrecher gibt es fast nicht. Rund 85 Prozent aller 15 Teilnehmer erreichen das Ziel.

Einige von elf Männern und vier Frauen aus Syrien, Aserbaidschan oder Bosnien, die den letzten Lehrgang besuchten, haben kürzlich einen Ausbildungsplatz als Bäcker, Arzthelferin, Installateur sowie Sport- und Fitnesskaufmann bekommen. Andere wollten sich mit dem Erreichten nicht zufriedengeben, nachdem sie erkannten, welch hohen Stellenwert Bildung in Deutschland hat.

Linde beschreibt: „Die Teilnehmer werden über die Sprache hinaus fit für Beruf und Arbeit sowie Leben in Deutschland gemacht. Wir beschäftigen uns mit allen Aspekten des Lebens in Deutschland, selbstverständlich auch mit Politik und Demokratie, ebenso wie mit bürokratischen Hürden, die zu meistern sind.“

Das Wuppermann Bildungswerk ist zwar nicht vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zertifiziert. Aber das ist nicht unbedingt ein Nachteil. Denn die Ausbildungswerkstatt der Unternehmen in der Region Rhein-Wupper kann gerade deshalb ohne die üblichen Zuweisungen agieren. Linde: „Das heißt, wir können die Maßnahme so gestalten, wie wir möchten“, erklärt Linde. Die Finanzierung ist durch Covestro Deutschland sichergestellt.

Obwohl Institutionen wie Caritas und Jobcenter immer wieder Personen vorschlagen, entscheidet alleine Ulrich Linde bei einem persönlichen Gespräch, wer eine Chance bekommt. Wer motiviert und unter 30 ist, Bleibeperspektive und gute Sprachkenntnisse hat, könnte dabei sein.

Der Lehrgang ist ambitioniert. Linde fordert neun Monate die tägliche Teilnahme. Es gibt Kurse zur Ersthelferausbildung und das deutsche Gesundheitssystem, dazu kommen Bewerbungstraining und Kompetenzcheck. Mitwirkende trainieren mit Heike Osenberg, einer Mitarbeiterin des Sportbundes Leverkusen, für das Deutsche Sportabzeichen. Überdies absolvieren sie Praktika in diversen Berufen von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie Zimmerer. Auf dem Lehrplan stehen Betriebsbesichtigungen etwa beim städtischen Energieversorger  EVL oder beim Müllentsorger Avea.  Das Geschäft in Theorie und Praxis lernen die Teilnehmer beispielsweise in der BayArena kennen. Wie das politische Leben in Deutschland funktioniert, erfahren sie bei Besuchen im Parlament. Nachdem der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz (CDU) die Gruppe rund drei Stunden durch den Düsseldorfer Landtag geführt hatte, sagte er: „Selten habe ich so motivierte Leute erlebt.“

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