Lärmschutzwand in der Bahnstadt Wilder Wein trägt zum Klimaschutz bei
Opladen · 614 Pflanzen wurden entlang der neuen Lärmschutzwand in Opladen gepflanzt und sollen neben der Optik für Sauerstoff sorgen. Es ist ein Baustein im Klimakonzept der Bahnstadt, der Strahlkraft in die ganze Stadt haben soll.
Wer auf der Westseite der Neuen Bahnstadt bereits einen Teil der neu angelegten Europa-Allee zurücklegen durfte – egal, ob mit Auto oder Fahrrad –, der hat die Schallschutzwand, die den Bahnlärm von der Opladener Innenstadt dämmt, schon aus der Nähe gesehen. 1330 Meter misst sie bei einer Höhe von 2,30 Metern. Ganz schön mächtig sieht das aus. Übersehen dürfte der Betrachter so aber schnell ein kleines Detail. Denn die Wände dienen nicht nur dem Schutz, sondern haben auch noch eine weitere Aufgabe: Sauerstoff produzieren. Parallelnutzung heißt das Zauberwort, das mittlerweile auch in der Verwaltungssprache Fuß gefasst hat. Für Naturgut-Ophoven-Leiter Hans Martin Kochanek ist dieser Prozess selbstverständlich: „Wir brauchen alle Sauerstoff zum Atmen. Während uns zum Beispiel Autos diesen wegnehmen, können wir mit Begrünung von Fassaden und Dächern wieder dafür sorgen, dass wir mehr Sauerstoff in der Stadt erhalten.“
Gerade Schallschutzwände, die sonst nur einen funktionalen Zweck hätten, seien bestens dafür geeignet. 614 Weinpflanzen wurden dafür an der neuen Wand gesetzt. „Veitchii“ und „Engelmannii“ heißen die beiden Pflanzen, die im Volksmund besser als „Kletterwein“ oder „Mauerkatze“ bekannt sind. Die Pflanze brauche keine Rankhilfe, sei dadurch günstiger in der Anschaffung und würde durch ihre hohe Wuchsgeschwindigkeit die kahle Wand in ein grünes Meer verwandeln. Möglich gemacht hat die Aktion das „Leitbild Grün“ des Städtebauprojekts Neue Bahnstadt Opladen. Die Begrünung soll eine Leuchtturmaktion für nachhaltige Fassadenbegrünung sein und Vorbildcharakter haben.
Umgesetzt werden konnte dieses Vorzeigeprojekt durch die Zusammenarbeit von Stadt, Bahnstadt und Naturgut. „Umwelt- und Klimaschutz gelingt nur, wenn Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam handeln“, betont Alexander Lünenbach, städtischer Umweltdezernent.
Abgeschlossen ist die Begrünung in der Bahnstadt insgesamt allerdings noch nicht. Die Schallschutzwand soll erst der Beginn einer neuen „Umweltära“ sein: „Von Anfang an war unser Ziel, Themen wie Nachhaltigkeit und Naturschutz planerisch in diesem innerstädtischen Entwicklungsgebiet umzusetzen“, betont Bahnstadt-Chefin Vera Rottes. Weitere Fassaden im neuen Stadtquartier sollen folgen, die Buswartehäuschen am neuen Opladener Busbahnhof inklusive. Von hier aus soll sich das „Leitbild Grün“ dann über die Stadt ausbreiten.
Der Wein an der Wand ist ein Mosaiksteinchen im Klimaschutzprogramm der Bahnstadt: Dazu gehört auch eine sieben Hektar große Grünfläche mit teils altem Baumbestand auf der Ostseite. Der künftige Brückenpark wird grüner Angelpunkt auf der Westseite. Und auch die Sumpf-Eichen, die noch zart die Europa-Allee säumen, gehören zum Klimakonzept der Bahnstadt.