Haareschneiden mit Maske Wie Corona den Alltag im Friseursalon prägt

Durch die Regeln zur Eindämmung der Pandemie ist der Friseurbesuch komplizierter geworden. Die Kunden reagieren fast immer mit Verständnis auf die neue Situation – und loben die Friseure für ihre Arbeit.

 Kundin Petra Haller lässt sich von Corinna Sass im Opladener „Salon Struwwelpeter“ die Haare waschen.

Kundin Petra Haller lässt sich von Corinna Sass im Opladener „Salon Struwwelpeter“ die Haare waschen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Sechs Wochen herrschte Zwangspause wegen des Coronavirus. Seit Anfang des Monats haben Friseurgeschäfte endlich wieder geöffnet. Inzwischen ist der erste große Ansturm vorüber. Doch noch immer ist der gesamte Ablauf neu und ungewohnt.

Petra Haller ist nicht die erste Kundin an diesem Tag. Weil sich zeitgleich nur vier Personen mit jeweils 1,50 Meter Abstand im Opladener „Salon Struwwelpeter“ von Inhaber Georg Strack aufhalten dürfen, wartet sie geduldig vor der Türe, bis sie – gesichert durch einen Mund-Nasen-Schutz – hereingebeten wird. Haller freut sich auf einen neuen Haarschnitt. „Normalerweise gehe ich etwa alle drei Monate zum Friseur und lasse meine Haare trocken schneiden“, erklärt die Opladenerin, „aber heute geht das nicht.“

Sie hat sich vor dem Besuch informiert und weiß, dass Haarewaschen im Salon ab sofort Pflicht ist, um mögliche Viren in den Haaren abzutöten. Weil man auf dem Weg zum Salon erneut mit dem Virus in Kontakt kommen könnte, genügt es nicht, sich die Haare vor dem Friseurbesuch selber zu waschen. Es gibt nur eine Ausnahme für alle, die Ansätze oder Haare färben lassen.

Außerdem sind so genannte „gesichtsnahe“ Dienstleistungen wie Augenbrauen- und Wimpernfärben und Augenbrauenzupfen für Damen sowie Rasieren und Bartpflege für Herren bis auf weiteres verboten. Die Tasse Kaffee oder das Glas Wasser zum Haarschnitt wird es vorübergehend beim Friseur ebenso wenig geben wie die Lektüre ausgelegter Zeitschriften. Sämtliche Maßnahmen sollen das Infektionsrisiko in den Salons verringern.

Zunächst wird Petra Haller von Friseurin Corinna Sass (35) empfangen und um Desinfektion der Hände sowie Eintrag in eine Liste zur Dokumentation von Kontaktdaten gebeten. Nur ein Kunde hat sich bislang geweigert, seine Daten zu hinterlegen. „Wäre er dabei geblieben, hätte ich ihn nicht bedienen dürfen“, erklärt Haarstylistin Jutta Lennartz (72). Ehe kurz darauf die Haare von Petra Haller gewaschen werden, muss sie erst noch einen Einmal-Umhang anziehen. „Dieser zusätzliche Müll ärgert mich am meisten. Überall versuchen wir Plastik zu vermeiden und hier produzieren wir ihn zusätzlich“, echauffiert sich Jutta Lennartz, die kurz darauf mit dem Haarschnitt beginnt.

Damit die Bänder der Gesichtsmaske während des Schneidens nicht durchtrennt werden, darf Haller sie kurzzeitig von den Ohren nehmen. Das dann folgende Gespräch dreht sich in erster Linie um Corona und den Umgang mit dem Virus. Als der Schnitt fertig ist, sind die Haare immer noch leicht feucht. Selber die Haare zu föhnen ist Petra Haller aber nicht erlaubt. Würde die Friseurin diese Aufgabe übernehmen, kostete das fünf Euro zusätzlich. Petra Haller lehnt ab und bezahlt 17 Euro für den Haarschnitt, statt bislang 15 Euro. Während sie die Rechnung begleicht, werden benutzte Materialien wie Scheren, Kämme und der Sitzplatz umgehend desinfiziert.

„Sämtliche Regelungen und Schutzmaßnahmen führen zu einem zeitlichen Mehraufwand, so dass wir deutlich weniger Kunden bedienen können“, begründet Geschäftsinhaber Strack die Preiserhöhung. Bestürzt darüber war bislang niemand. „Im Gegenteil“, erzählt Jutta Lennartz, „alle haben dafür volles Verständnis.“ Überhaupt sei nach sechs langen Wochen die Freude über die Wiedereröffnung groß gewesen. „Tatsächlich loben uns die Kunden öfter“, sagt Corinna Sass. „Vieles ist jetzt nicht mehr selbstverständlich.“ Lächelnd bestätigt Jutta Lennartz: „Die Arbeit hat noch nie so viel Spaß gemacht.“

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