Leverkusen Dank Nähzeug und Haarbürste fit für alle Lebenslagen

OPLADEN · Seit 2008 ist Vera Rottes als Geschäftsführerin der GmbH Neue Bahnstadt Opladen verantwortlich für Planung, Vermarktung und Pflege eines neuen Stadtteils. Das Gelände des einstigen Bundesbahn-Ausbesserungswerkes hat sich seitdem schon entscheidend verändert.

 Ein Pullover, aber auch Nähzeug und Zahnpasta liegen in Vera Rottes’ Schublade.

Ein Pullover, aber auch Nähzeug und Zahnpasta liegen in Vera Rottes’ Schublade.

Foto: Miserius, Uwe/Miserius, Uwe (umi)

Eine Menge Papierkram, möchte man meinen. Doch der Blick in ihre größte Schreibtischschublade zeigt etwas anderes.

Darin liegen weder Pläne noch Aktendeckel oder Stifte. Stattdessen eine Jeans, Wollpullover und eine große Blechschachtel. Die nicht etwa Pralinen enthält, sondern alles, was eine sturmzerzauste Frau so braucht, um sich wieder salonfähig zu machen: Haarbürste, Nähzeug und Zahnpasta. Der Schubladeninhalt spiegelt einen typischen Tagesablauf im Arbeitsleben von Vera Rottes wider, ein steter Wechsel von Büroarbeit, Konferenzen und Außenterminen.

Auf Grundstücksbrachen und Baustellen kommt sie in Sandalen und Kostümchen nicht weit. Also muss sie sich erst umziehen, bevor sie mit dem Projektleiter zur Baufeldfreimachung rausfährt, um die Beschaffenheit des Grundstücks zu begutachten, für das bereits die Verkaufsverhandlungen laufen. Arbeitsschuhe und Helm nicht zu vergessen. Zurück im Büro wird sie sich zurechtmachen für die anstehende Sitzung des Aufsichtsrates. Vorher sind noch die Pläne für den zentralen Busbahnhof genau durchzulesen, denn die müssen umgehend unterschrieben raus an den Nahverkehr Rheinland.

Am Morgen hat sie – nach der montäglichen Wochenplanung mit allen Mitarbeitern – eine Karte an Kinder in der Neuen Bahnstadt Opladen geschickt, handgeschrieben. Genau jene Kids, die vor Monaten das neue Spielgelände eröffnet hatten, sandten ihr einen Beschwerdebrief über den aktuellen Zustand der Anlagen. Dazu müsse eine Lösung gefunden werden, vielleicht mit privatem Engagement, vor allem aber in Absprache mit Stadt und Polizei. Vera Rottes nimmt solche Beschwerden ernst, denn ihr Projekt soll ja auf Dauer attraktiv bleiben. Und: „Kinder müssen natürlich sofort eine Antwort bekommen.“

Vera Rottes ist überzeugte Radfahrerin und hat sogar zwei Räder im Büro. Ein großes, mit dem sie über das Gelände fährt, und ein Klapprad, mit dem sie in den Bus steigen kann, wenn sie zu OB oder Bauverwaltung nach Wiesdorf muss oder zum Amt in der Miselohestraße. So geht es schneller als mit Stau und Parkplatzsuche. Außerdem hat sie auf diese Weise gleich Bewegung und frische Luft.

Sie ernährt sich gesund mit viel Gemüse, trinkt zwischendurch Lupinenkaffee und macht dreimal die Woche Sport. So hält sie sich fit für den Ruhestand, der im November 2020 beginnt, zeitgleich mit ihrem Mann. Dann beginnt für die beiden passionierten Segler ein neuer Lebensabschnitt. Den Winter werden sie weiter in Köln verbringen, die Sommermonate dagegen auf dem Wasser. Bei Roermond liegt ihr Segelboot, das sie noch ein wenig aufrüsten wollen, um auf große Ostsee-Rundreise zu gehen – linksherum. „Da freue ich mich drauf“, versichert sie. Und dafür müsse sie gesundheitlich fit sein.

Das größte Bauprojekt ihres Berufslebens, die Neue Bahnstadt Opladen, ist dann zwar noch nicht abgeschlossen, aber sie ist zuversichtlich, dass ihre Prokuristen die Arbeit entsprechend weiterführen. Es soll ein gleitender Übergang werden, der eigentlich schon begonnen hat.

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