Prozess gegen Leverkusener Großfamilie Clanchef „Don Mikel“ muss für mehr als vier Jahre ins Gefängnis

Leverkusen · Für „Don Mikel“, den Hauptangeklagten im Prozess gegen drei Mitglieder einer stadtbekannten Leverkusener Großfamilie, kam eine Haftverschonung nicht in Frage – Fluchtgefahr. Denn gegen den 42-Jährigen wird noch in einem weiteren Verfahren ermittelt.

 Bei der Razzia wurden damals Luxusautos sichergestellt (Archivbild).

Bei der Razzia wurden damals Luxusautos sichergestellt (Archivbild).

Foto: UMI

Wie am Rande des Prozesses nach der Urteilsverkündung der 19. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts zu erfahren war, muss es sich um eine noch schwerwiegendere Straftat handeln.

Im aktuellen Fall, bei dem es sich um einen Betrug zum Nachteil eines Rentnerehepaares in Norddeutschland handelt, lautete das Urteil gegen Michael G.: vier Jahre und drei Monate. Mitangeklagt: Sein 39-jähriger Cousin, der drei Jahre und sechs Monate erhielt, und ein an der Tat beteiligter, 51-jähriger „Bekannter“ aus Dortmund, der mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davon kam. Der Haftbefehl gegen den Cousin wird gegen eine Kaution von 12.000 Euro und weitere Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Die vergleichsweise harte Strafe hat sich „Don Mikel“ im Wesentlichen selbst zuzuschreiben. Im Gegensatz zu seinen Mitangeklagten legte er kein Geständnis ab. Erst zum Schluss der Hauptverhandlung, mit der letzten Stellungnahme, die dem Angeklagten zusteht, versuchte er seine Rolle herunterzuspielen. Das Gericht wertete dies aber als nicht glaubhaft – „eine reine Schutzbehauptung“. Zudem hätten die beiden Mitangeklagten mit ihrer Entschuldigung gegenüber den Opfern, die als Zeugen aus Norddeutschland angereist waren, und mit der Bereitstellung von höheren Geldbeträgen als Ausgleich eine „gewisse Reue“ gezeigt. Aber auch so wurden die Angeklagten dazu verurteilt, den verursachten Schaden von 80.000 Euro auszugleichen und als Verurteilte natürlich die Kosten des Verfahrens zu tragen.

Darum werden auch die von der Polizei sichergestellten Werte erst einmal von der Justiz einbehalten. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Fuhrpark mit hochwertigen Autos (Gesamtwert rund 800.000 Euro), die die Polizei im März dieses Jahres bei einer spektakulären Razzia mitnahm. Dabei konnte sie „Don Mikel“ verhaften. Die Festsetzung des Cousins erfolgte erst Wochen später, und der 22-jährige Sohn des Don, gegen den ebenfalls ermittelt wird, wurde erst vor wenigen Tagen von der Polizei im Kleiderschrank einer Tante in Leverkusen Wiesdorf gefunden.

Die Familien der wegen ähnlicher Delikte vorbestraften Angeklagten tragen ihren Wohlstand offen zur Schau, obwohl die meisten mit staatlichen Sozialleistungen unterstützt werden. Dazu zählen auch der sichergestellte Rolls Royce, ein Porsche und ein Mercedes. Hochwertige Kleidung und teuren Schmuck trugen so auch einige Clan-Mitglieder, die im Gerichtssaal 112 auf den Zuschauersitzen die Urteilsverkündung verfolgten und anschließend laut lamentierend das Gebäude verließen. Dort hatten sich sechs Fernsehteams postiert, aber einige karge Stellungnahmen gab es nur von einigen Verteidigern.

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